Pfingsttour 2009 Wustrau-Neuruppin-Lindow
Wieder einmal standen wir vor dem Problem, für unsere Pfingsttour eine etwas längere Seenkette in Mecklenburg oder Brandenburg zu finden, wo wir nicht schon einmal waren. Ganz so lang, wie sonst, brauchte sie allerdings nicht sein, weil wir nur 3 Tage zur Verfügung hatten. Die Mecklenburger Kleinseenplatte haben wir so ziemlich durch, die großen Seen sind für unsere Jolle zu groß. Potsdam bis Brandenburg waren wir auch schon, ebenso in der südöstlichen Ecke, Wolziger See, Scharmützelsee u.s.w. Spreewald soll Pfingsten nicht so empfehlenswert sein, zu voll.
Nordwestlich von Berlin, bei Neuruppin liegt der Ruppiner See, mit einer Reihe weiterer Seen. Etwas abgelegen, auf dem Wasserweg nur über längere Kanalfahrten zu erreichen. Nach Norden eine Sackgasse, da der Rheinsberger Rhin für die meisten Boote gesperrt ist. Hier waren wir noch nicht.
Der starke Gegenwind hat den Benzinverbrauch unseres Autos in die Höhe getrieben. Trotz Vollgas war nicht mehr als 130 drin. Deshalb, und weil Anna beim Mannschaftsfoto ihrer Fußballmannschaft noch dabei sein wollte, ist es schon Freitagabend, 21 Uhr, als wir in Wustrau-Altfriesack ankommen. Der Zeltplatz ist schnell gefunden, das Tor zum Zeltplatz steht offen, doch niemand vom Zeltplatzpersonal ist zu finden. Einige verlassen wirkende Wohnmobile und Wohnanhänger stehen da. Wir suchen uns eine Stelle aus, und bauen unser Zelt auf.
Bevor wir schlafen gehen, gehe ich noch eine Runde mit dem Hund durch den Ort, um eine Stelle zu suchen, wo wir morgen das Boot ins Wasser lassen können. Der ganze Ort macht einen verlassenen, ausgestorbenen Eindruck. Auf den Straßen ist kein Mensch zu sehen. An den See ist kaum ranzukommen, alles ist mit Zäunen verbaut. Der Hafen liegt in der Fußgängerzone, ist ebenso ausgestorben wie der restliche Ort, und hat auch keine Slipmöglichkeit. Am Ortsrand, in der Nähe einiger verfallener Bootshäuser entdecke ich endlich eine Stelle, die mir geeignet erscheint.
Am nächsten Morgen telefonieren wir erstmal, damit jemand kommt, um die Zeltplatzgebühr zu kassieren. Gegen Mittag ist das Boot im Wasser, beladen, und der Mast ist gestellt. Das Auto lassen wir im Ort, auf einer der reichlich vorhandenen Parkmöglichkeiten stehen. Es ist bewölkt und ziemlich starker Wind aus Nord. Also wie üblich Gegenwind. Mit Motor fahren wir raus, auf den See, und setzen das Segel. Es sind nur wenige Boote auf dem Wasser. Der Wind bläst stetig, und wir kommen gut voran. Allerdings läuft das Boot, so voll beladen, nur wenig Höhe. Mit jedem Kreuzschlag gewinnen wir nur wenige hundert Meter.


Nach unzähligen Kreuzschlägen erreichen wir Neuruppin und somit die erste Brücke auf unserer Tour. Wir müssen den Mast legen. Laut Karte folgen noch weitere Brücken, alle zu niedrig für unseren Mast. Deshalb, und weil wir für die ersten 10 Kilometer fast 5 Stunden gebraucht haben, beschließen wir, den Mast unten zu lassen.
Mit dem Motor kommen wir nun, mit 6 km/h, vergleichsweise schnell voran. Wir brauchen uns aber nicht zu beeilen, die Schleuse hinter Alt Ruppin ist bis 19 Uhr in Betrieb. Wir erreichen sie schon kurz nach 18 Uhr, und können sofort in die geöffnete Schleusenkammer, aus der uns nur 2 Paddelboote entgegen kommen, einfahren. Auch wir werden sofort geschleust, und die Kinder bekommen von der freundlichen Schleusenwärterin noch zwei Lollies.
Wenig später erreichen wir den Wasserwanderrastplatz Melchow. Es handelt sich allerdings eher um einen Sportboothafen. Auch hier wirkt alles etwas verlassen, erst nach Anruf kommt jemand vom 4 Kilometer entfernten Zeltplatz, um uns den Schlüssel zum Sanitärgebäude zu geben und 26 Euro für 2 Erwachsene, 2 Kinder und das Zelt zu kassieren.
Kurz nach dem das Zelt steht, entlädt sich über uns ein Gewitter, dessen Donner wir schon eine ganze Weile gehört haben.

Nach dem Abendbrot, diesmal wegen des Gewitters im Zelt, laufe ich meine übliche Runde mit dem Hund durch den Ort, diesmal mit dem Nebenzweck, einen Laden für den Kauf von Brötchen und Brot ausfindig zu machen. Die Chancen sind gering, morgen ist Sonntag. Ich finde zwar ein Cafe, aber Backwaren kann man hier nicht kaufen.
Zum Frühstück haben wir noch ein Brötchen und eine halbe Büchse Brot. Deshalb telefoniere ich nach dem Frühstück noch die umliegenden Zeltplätze ab, ob man dort etwas kaufen kann. Bei dem Zeltplatz am Zermützelsee sind noch 4 Brötchen vorrätig, aber da wir in frühestens 2 Stunden dort sein können sind die Chancen eher schlecht.

Erst 11:20 kommen wir los. Zuerst darf Ansgar rudern, er war gestern schon ganz scharf darauf, aber da war zu viel Gegenwind. Dann rudert Anna noch ein Stück. Auf den Seen, wo der Gegenwind stärker wird, muss wieder der Motor ran. Den Mast zu stellen, habe ich keine Lust, alle 3 Kilometer kommt eine Brücke. Die meisten sind weniger als 4 Meter hoch. Die Leute auf dem Oberdeck des Ausflugsdampfers müssen schon die Köpfe einziehen, ob es da schon ernstere Unfälle gab?
Auf dem Zeltplatz am Zermützelsee sind die 4 Brötchen noch da. Das ist nicht gerade reichlich für ein Frühstück mit 4 Personen, aber besser als gar nichts.
Weiter geht es, den Rhin entlang. Links und rechts gehen die Ufer in eine Sumpflandschaft über, ein Lebensraum für unzählige Wasserpflanzen und -tiere. Wir rudern, um die Ruhe der Natur zu genießen.

Später, nach dem Abzweig des Rheinsberger Rhin, werden die Ufer fester, so dass ein Anlegen möglich wäre. Hier fahren wir wieder mit Motor.
Kurz vor dem Gudelacksee, hinter der letzten Brücke, stellen wir den Mast wieder. Auf dem Kanal war es ruhig, aber auf dem See weht ein recht kräftiger Wind. Der Wind hat etwas auf Ost gedreht, aber wir können den Zeltplatz am östlichen Ufer ohne zu kreuzen erreichen. Unter Segel sind die 3,5 Kilometer schnell zurückgelegt.
Der Zeltplatz ist mit 21,- Euro pro Nacht relativ preiswert. Die Frau an der Anmeldung empfiehlt uns, das Boot an Land zu ziehen, gestern wäre ein schlimmes Gewitter gewesen, und heute sieht es im Südosten schon wieder sehr schwarz aus. Das Gewitter lässt sich heute Zeit, deshalb fahre ich mit Anna nach dem Zeltaufbau noch einmal raus, um segeln zu üben. Es macht ihr Spaß, und es klappt auch schon ganz gut.

Vor dem Abendbrot gehe ich noch schnell nach Lindow, in die Stadt, zur Sparkasse, Bargeld holen und Handy aufladen. Wiebke ist zurzeit in Frankfurt und hat Heimweh, deshalb waren die Telefongespräche vorgestern und gestern etwas länger.
Nach dem Abendbrot folgt die übliche Runde mit dem Hund. Das Gewitter hat sich inzwischen aufgelöst.
Nach dem Frühstück am Pfingstmontagmorgen mache ich mich auf den Weg, das Auto zu holen. Zuerst mit dem Bus nach Neuruppin, Rheinsberger Tor, direkt am Bahnhof. Dann weiter mit dem Regionalexpress. Der hält leider nicht überall, deshalb etwas über das Ziel hinaus, bis Beetz-Sommerfeld. Und dann mit der Regionalbahn zurück nach Wustrau-Radensleben. Umständlich, aber immer noch schneller, als in Neuruppin auf die Regionalbahn zu warten. Die 3 Kilometer von Bahnhof zum Auto jogge ich. Dabei entdecke ich noch eine gute Einsetzstelle in den Ruppiner See. Wenige Meter vor dem Ortseingangsschild von Wustrau, aus Richtung Altfriesack, ist an der Straße eine kleine Haltebucht. Hier können 2 oder 3 Autos halten. Das Ufer ist etwas steinig, aber kleinere Boote, zum Beispiel Kanus oder Kajaks, bekommt man hier gut ins Wasser.
Im Auto ist es glühend heiß. Gut getarnt im Schatten der Alleebäume stehen die Blitzer mit dem Laser, doch dank Lichthupe der Entgegenkommenden bin ich gewarnt. Trotz der guten Straße sind hier nur 80 km/h erlaubt. In einer Viertelstunde bin ich beim Zeltplatz.
Zum Mittag haben wir nur noch eine Büchsensuppe. Das Zelt durften wir über Mittag noch stehen lassen, aber die Zeltplatzschranke können wir in der Mittagspause nicht mehr passieren. Deshalb reichen wir das Gepäck, beim Beladen des Autos, über den Zaun.
Zum Abschluss fahren wir noch einmal mit dem Boot auf den See. Ansgar will noch etwas rudern, und Anna segeln. Der Wind ist allerdings nur schwach und schläft bald ganz ein.
Lindow hat eine gute, bestimmt 5 Meter breite, kostenlose Sliprampe. Hier holen wir das Boot aus dem Wasser.
Die Sliprampe, und die ebenfalls kostenlosen Parkplätze, wirken sich sicher umsatzsteigernd für die umliegenden Gaststätten aus. Auch wir essen noch in der „Seeperle“, dank durchgehender warmer Küche, ein verspätetes Mittagessen oder verfrühtes Abendbrot. Nach 3 ½ Stunden Fahrt, durch ein kräftiges Gewitter bei Berlin, sind wir wieder zu Hause.