Nach unzähligen Kreuzschlägen erreichen wir Neuruppin und
somit die erste Brücke auf unserer Tour. Wir müssen den Mast
legen. Laut Karte folgen noch weitere Brücken, alle zu niedrig für
unseren Mast. Deshalb, und weil wir für die ersten 10 Kilometer fast
5 Stunden gebraucht haben, beschließen wir, den Mast unten zu lassen.
Mit dem Motor kommen wir nun, mit 6 km/h, vergleichsweise schnell voran.
Wir brauchen uns aber nicht zu beeilen, die Schleuse hinter Alt Ruppin
ist bis 19 Uhr in Betrieb. Wir erreichen sie schon kurz nach 18 Uhr, und
können sofort in die geöffnete Schleusenkammer, aus der uns nur
2 Paddelboote entgegen kommen, einfahren. Auch wir werden sofort geschleust,
und die Kinder bekommen von der freundlichen Schleusenwärterin noch
zwei Lollies.
Wenig später erreichen wir den Wasserwanderrastplatz Melchow.
Es handelt sich allerdings eher um einen Sportboothafen. Auch hier wirkt
alles etwas verlassen, erst nach Anruf kommt jemand vom 4 Kilometer entfernten
Zeltplatz, um uns den Schlüssel zum Sanitärgebäude zu geben
und 26 Euro für 2 Erwachsene, 2 Kinder und das Zelt zu kassieren.
Kurz nach dem das Zelt steht, entlädt sich über uns ein Gewitter,
dessen Donner wir schon eine ganze Weile gehört haben.
Nach dem Abendbrot, diesmal wegen des Gewitters im Zelt, laufe ich
meine übliche Runde mit dem Hund durch den Ort, diesmal mit dem Nebenzweck,
einen Laden für den Kauf von Brötchen und Brot ausfindig zu machen.
Die Chancen sind gering, morgen ist Sonntag. Ich finde zwar ein Cafe, aber
Backwaren kann man hier nicht kaufen.
Zum Frühstück haben wir noch ein Brötchen und eine halbe
Büchse Brot. Deshalb telefoniere ich nach dem Frühstück
noch die umliegenden Zeltplätze ab, ob man dort etwas kaufen kann.
Bei dem Zeltplatz am Zermützelsee sind noch 4 Brötchen vorrätig,
aber da wir in frühestens 2 Stunden dort sein können sind die
Chancen eher schlecht.
Erst 11:20 kommen wir los. Zuerst darf Ansgar rudern, er war gestern
schon ganz scharf darauf, aber da war zu viel Gegenwind. Dann rudert Anna
noch ein Stück. Auf den Seen, wo der Gegenwind stärker wird,
muss wieder der Motor ran. Den Mast zu stellen, habe ich keine Lust, alle
3 Kilometer kommt eine Brücke. Die meisten sind weniger als 4 Meter
hoch. Die Leute auf dem Oberdeck des Ausflugsdampfers müssen schon
die Köpfe einziehen, ob es da schon ernstere Unfälle gab?
Auf dem Zeltplatz am Zermützelsee sind die 4 Brötchen noch
da. Das ist nicht gerade reichlich für ein Frühstück mit
4 Personen, aber besser als gar nichts.
Weiter geht es, den Rhin entlang. Links und rechts gehen die Ufer in
eine Sumpflandschaft über, ein Lebensraum für unzählige
Wasserpflanzen und -tiere. Wir rudern, um die Ruhe der Natur zu genießen.
Später, nach dem Abzweig des Rheinsberger Rhin, werden die Ufer
fester, so dass ein Anlegen möglich wäre. Hier fahren wir wieder
mit Motor.
Kurz vor dem Gudelacksee, hinter der letzten Brücke, stellen wir
den Mast wieder. Auf dem Kanal war es ruhig, aber auf dem See weht ein
recht kräftiger Wind. Der Wind hat etwas auf Ost gedreht, aber wir
können den Zeltplatz am östlichen Ufer ohne zu kreuzen erreichen.
Unter Segel sind die 3,5 Kilometer schnell zurückgelegt.
Der Zeltplatz ist mit 21,- Euro pro Nacht relativ preiswert. Die Frau
an der Anmeldung empfiehlt uns, das Boot an Land zu ziehen, gestern wäre
ein schlimmes Gewitter gewesen, und heute sieht es im Südosten schon
wieder sehr schwarz aus. Das Gewitter lässt sich heute Zeit, deshalb
fahre ich mit Anna nach dem Zeltaufbau noch einmal raus, um segeln zu üben.
Es macht ihr Spaß, und es klappt auch schon ganz gut.
Vor dem Abendbrot gehe ich noch schnell nach Lindow, in die Stadt,
zur Sparkasse, Bargeld holen und Handy aufladen. Wiebke ist zurzeit in
Frankfurt und hat Heimweh, deshalb waren die Telefongespräche vorgestern
und gestern etwas länger.
Nach dem Abendbrot folgt die übliche Runde mit dem Hund. Das Gewitter
hat sich inzwischen aufgelöst.
Nach dem Frühstück am Pfingstmontagmorgen mache ich mich
auf den Weg, das Auto zu holen. Zuerst mit dem Bus nach Neuruppin, Rheinsberger
Tor, direkt am Bahnhof. Dann weiter mit dem Regionalexpress. Der hält
leider nicht überall, deshalb etwas über das Ziel hinaus, bis
Beetz-Sommerfeld. Und dann mit der Regionalbahn zurück nach Wustrau-Radensleben.
Umständlich, aber immer noch schneller, als in Neuruppin auf die Regionalbahn
zu warten. Die 3 Kilometer von Bahnhof zum Auto jogge ich. Dabei entdecke
ich noch eine gute Einsetzstelle in den Ruppiner See. Wenige Meter vor
dem Ortseingangsschild von Wustrau, aus Richtung Altfriesack, ist an der
Straße eine kleine Haltebucht. Hier können 2 oder 3 Autos halten.
Das Ufer ist etwas steinig, aber kleinere Boote, zum Beispiel Kanus oder
Kajaks, bekommt man hier gut ins Wasser.
Im Auto ist es glühend heiß. Gut getarnt im Schatten der
Alleebäume stehen die Blitzer mit dem Laser, doch dank Lichthupe der
Entgegenkommenden bin ich gewarnt. Trotz der guten Straße sind hier
nur 80 km/h erlaubt. In einer Viertelstunde bin ich beim Zeltplatz.
Zum Mittag haben wir nur noch eine Büchsensuppe. Das Zelt durften
wir über Mittag noch stehen lassen, aber die Zeltplatzschranke können
wir in der Mittagspause nicht mehr passieren. Deshalb reichen wir das Gepäck,
beim Beladen des Autos, über den Zaun.
Zum Abschluss fahren wir noch einmal mit dem Boot auf den See. Ansgar
will noch etwas rudern, und Anna segeln. Der Wind ist allerdings nur schwach
und schläft bald ganz ein.
Lindow hat eine gute, bestimmt 5 Meter breite, kostenlose Sliprampe.
Hier holen wir das Boot aus dem Wasser.
Die Sliprampe, und die ebenfalls kostenlosen Parkplätze, wirken
sich sicher umsatzsteigernd für die umliegenden Gaststätten aus.
Auch wir essen noch in der „Seeperle“, dank durchgehender warmer Küche,
ein verspätetes Mittagessen oder verfrühtes Abendbrot. Nach 3
½ Stunden Fahrt, durch ein kräftiges Gewitter bei Berlin, sind
wir wieder zu Hause.