Nachdem wir die Liegegebühr, 9 Euro, bezahlt haben, gehen wir erst mal Eis essen. Danach Abendessen, während der Reis kocht, fädle ich eine neue Reffleine ein, die alte war viel zu lang. Für den Abwasch muss ich mir dann noch Wasser warm machen, eine Spüle gibt es hier nicht, die Dickschiffe haben so was an Bord.
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Nach dem Frühstück geht es los, 10:45 Uhr, für unsere Verhältnisse regelrecht zeitig. Schließlich sind wir erst 9:00 aufgestanden. Noch im Kanal ist eine Hochspannungsleitung zu unterqueren, bei einer Durchfahrtshöhe von 14 Metern für uns kein Problem.
Der Wind ist ideal, NO wie gestern, Stärke 3. Mit annähernd 4 Knoten haben wir nach einer Stunde den Kölpinsee überquert.
Im Fleesensee machen wir erst mal eine Badepause. Erstens ist es tatsächlich sehr warm, zweitens will ich den 5 kg-Anker ausprobieren, den ich für unseren Sommerurlaub in Schweden gekauft habe. Der Anker hält, aber das Wasser ist saukalt. Ich tauche nur ganz kurz unter, Wiebke hält es wesentlich länger aus.
Weiter geht’s. Kurz vor Malchow nehme ich wieder den Motor. Wie üblich erst Vollgas, um die Brückenöffnung nicht zu verpassen, dann Kreise fahren vor der Brücke, weil doch noch Zeit ist. Als die Brücke dann offen ist, schleichen die Boote durch die Brücke. Schuld daran ist ein Mann, der von der Brücke aus mit einem obstpflückerähnlichen Gebilde Spenden der Bootsfahrer für den Erhalt der Brücke entgegen nimmt.
Zwei Kilometer weiter wird es spannend. Wieder eine Hochspannungsleitung, diesmal Durchfahrtshöhe 8 Meter. Unser Mast hat genau 8 Meter. Zwar weiß ich, das bei der Angabe der Durchfahrtshöhe alles mögliche Eingerechnet wird: Wasserstandsschwankungen, Seildehnung, Mindestabstände zu stromführenden Leitungen. Trotzdem ist da ein leises Kribbeln im Magen, als die Mastspitze mit gefühlten 2 cm Abstand unter den Kabeln durchgleitet.
Vor der Autobahnbrücke müssen wir den Mast legen. Und er kann auch gleich liegen bleiben, denn kurz vor dem Plauer See kommt noch eine Brücke.
Der Mast steht wieder. Endlich wieder Segeln, Kurs Südwest. Der Wind kommt genau von hinten.
Die Hafensituation ist etwas diffus. Drei Einfahrten stehen zur Auswahl. In Ermangelung einer Kennzeichnung, wo sich Gastliegestellen befinden, wählen wir die mittlere. Falsch. Wir finden uns auf einem Hafengelände ohne jegliche Versorgung wieder. Mit verschlossenem Tor, ein Verlassen dieses Bereichs ist nur durch Überklettern von Zäunen möglich.
Also wieder raus. Zweiter Versuch, die rechte Einfahrt. Hier waren ein Hafenbüro und ein Eisverkauf zu sehen. Anfrage beim Hafenmeister nach einem Liegeplatz. Die Auskunft: wir sollen in die ganz linke Einfahrt rein und dort anlegen. Das hätten wir auch einfacher haben können.
Die Liegegebühr beträgt auch hier 9 Euro und man kann Brötchen bestellen.
Erst mal Eis essen und dann Abendbrot. Kurz vor dem Schlafengehen, auf dem Rückweg vom Sanitärgebäude zum Boot, beginnt es zu regnen.
Am nächsten Morgen ist es bewölkt, aber es regnet wenigstens nicht. Der Wind kommt immer noch mit Stärke 3 aus Nordost. Das beschert uns auf dem Plauer See eine wunderschöne Kreuz. Mit Fock und ungerefftem Groß ist auch der Wendewinkel für unsere Verhältnisse gar nicht so schlecht: zwischen 110 und 120 Grad. Den größten Teil der Strecke über den See steuert Anna. Nur das letzte Stück steuere ich, und dann müssen wir auch schon wieder den Mast legen. Hinter der Autobahnbrücke stellen wir ihn wieder, fahren aber mit Motor weiter. Gegenwind und Verkehr, außerdem wollen wir die Brückenöffnung 14:00 Uhr erreichen. Über den Fleensensee wird wieder gekreuzt, auf dem Kölpinsee wird es durch eine Winddrehung fast ein Anlieger. Das zweite Mastlegen und -stellen heute. Annas Hände tun schon weh, sie hat die undankbare Aufgabe, beim Stellen mit dem Fall den Mast nach vorne zu ziehen, damit ich, ohne die Wantenspanner zu lösen, das Vorstag einhängen kann.
Heute wollen wir im Stadthafen Waren unser Glück versuchen. Die Einfahrt ist mit Bojen gekennzeichnet, man muss einen relativ großen Bogen fahren. Rechts der Einfahrt ist ein Hafenplan und Kennzeichnung, welche der Stege für Gastlieger vorgesehen sind. So was hätten wir gestern auch gebraucht. Entgegen meinen Befürchtungen sind noch ausreichend Boxen frei.
Das Hafenbüro ist am östlichen Ende des Hafenbeckens. Hier erhält man auch den Zahlencode für die Sanitärräume im selben Gebäude. Für die Nacht zahlen wir 12,50 Euro.
Nachdem wir noch etwas aufgeräumt haben gehen wir Pizza essen, die Pizzeria ist nur 100 Meter entfernt. Heute mal kein Abwasch, da macht es nichts, das es hier keine Spüle gibt.
Letzter „Seetag“. Heute also Rückfahrt über die Müritz nach Rechlin. Wieder strahlender Sonnenschein, der Wind hat aber gedreht auf Südwest. Also erst mal gegen den Wind unter Motor über die Binnenmüritz. Dann in der Durchfahrt auf die Müritz die Segel hoch. Der Wind ist kräftig, anfangs denke ich sogar übers Reffen nach. Wir halten uns so weit wie es geht westlich, wenn der Wind so bleibt, werden wir auf dem letzten Stück kreuzen oder unter Motor fahren müssen.
Vorerst kommen wir ganz gut voran. Der Wind dreht sogar erst auf West, später Nordwest, so dass wir nicht mehr so auf die Höhe achten müssen. Aber er wird auch schwächer. Eine Zeit lang ist er so schwach, dass unsere Geschwindigkeit auf weniger als 1 Knoten sinkt. Wiebke und ich baden noch mal, und lassen uns am Festmacher hinter dem Boot herziehen.
Gegen 16:00 Uhr legen wir an einem der verwinkelten Stege des Seglerhafens Rechlin an. 110 km sind wir gefahren, davon 70 km gesegelt.
Mit dem GPS bin ich ganz zufrieden. Nicht dass ich es hier binnen wirklich gebraucht hätte. Ich habe es mir eigentlich für den kommenden Sommertörn durch die Stockholmer Schären gekauft. Aber trotz des winzigen Displays hat es die Papierkarte weitestgehend ersetzt. Es ist halt wesentlich einfacher, das GPS aus der Hosentasche zu ziehen, als bei Wind eine Papierkarte auseinander zu falten.
Am nächsten Tag slipen wir und sind gegen 17:00 Uhr zu Hause.