Stockholmer Schären

Endlich! Stockholm mit seinen vielen Baustellen und rund 1200 Autokilometer liegen hinter uns. Sehr anheimelnd sieht es nicht aus, als wir von der Landstraße in die Zufahrt zum Hafen abbiegen. Rechts der Straße ein riesiger Platz, mit Erde, Schotter und Gesträuch bedeckt und nur ab und zu von einem Boot oder Trailer von unterschiedlichen Pflegezuständen bis hin zur vollständigen Verrottung unterbrochen. In Richtung Hafen bessert sich das Bild allerdings und vorn am Wasser sieht es richtig nett aus: Einige Bäume mit ein paar Häusern dazwischen, eine kleine Werkstatt, eine Sliprampe, ein Kran – so wie man sich einen schwedischen Hafen eben vorstellt. Auch ein Hafenmeister ist vorhanden, der mir nach Bezahlung von 300 Kronen – 200 fürs slippen und 100 Liegegeld für eine Nacht – die Schranke der Sliprampe aufschließt. Eine halbe Stunde später ist das Boot im Wasser und weitere zwei Stunden später steht der Mast, sind die Segel angeschlagen und das Gepäck so recht und schlecht im Boot verstaut. Ein leichterNieselregen setzt ein – der Urlaub kann beginnen.

Donnerstag, 26.07.2012
Entgegen allen Befürchtungen ist am nächsten Morgen strahlend blauer Himmel. Nach dem Frühstück gehe ich noch mal zum Auto und fahre mit angezogener Handbremse die Hafenstraße auf und ab. Gestern Abend musste ich wegen der relativ flachen Rampe mit den Hinterrädern ins Wasser fahren. Nun möchte ich das eingedrungene Wasser verdampfen, damit es mir nicht so geht, wie das letzte Jahr in Dänemark: Da waren die Räder trotz gelöster Handbremse fest gerostet, und ich konnte sie nur durch längeres Hämmern mit einem Stein auf die Bremstrommel lösen.
Gegen halb 11 geht es endlich los. Unter Motor aus dem Hafen raus, dann Segel. Das Großsegel erst gerefft, aber das lassen wir bald raus, so dolle ist der Wind dann doch nicht.
Wir wollen die Fahrt ruhig angehen, heute nur bis Vaxholm. Ein paar Dinge sind noch einzukaufen, Wasser brauchen wir auch, das vom Hafen Bosön schmeckt nach Chemie, sagen meine Kinder. Na ja, ich hatte es aus einem Hahn auf dem Parkplatz genommen, wer weiß, wie lang es in der Leitung stand.
Den Sund hoch in Richtung Norden, nach Vaxholm, kreuzen wir nur ein paar Schläge. Es ist viel Verkehr und so breit ist der Sund auch nicht. Da sind wir kreuzend das blanke Verkehrshindernis. Also Motor. Außerdem möchten wir recht bald ankommen, laut Hafenhandbuch ist der Hafen oft überfüllt.
Aber die Sorge ist unbegründet. Es sind noch viele Plätze frei. Nur das Festmachen mit der Mooringleine ist für mich neu.
Nachdem wir das Liegegeld bezahlt haben, gehen wir in den Ort einkaufen. Gaskartuschen bekommen wir leider nicht. Eine Weile reichen die vorhandenen noch, aber ob ich später in den kleinen Orten auf den Schären noch welche bekomme, weiß ich nicht. Abends gehen wir noch mal Pizza essen und Eis, in den Schären ist es damit erst mal vorbei.

Freitag, 27.07.2012
Am nächsten Morgen ist das Wetter wie vorhergesagt schön. Das soll die nächsten Tage erst mal so bleiben, erst ab Montag wieder Regen. Also die nächsten zwei Übernachtungen an einer Schäre, dann sehen wir weiter.
11 Uhr 10 geht es los, erst mal unter Segel. Den Stegesundet hoch mit Motor, dann wieder Segel. Der Wind kommt leider genau aus Ost, also müssen wir alles kreuzen.
Die Ufer links und rechts sind steil und dicht bebaut. Die Häuser sehen alle recht teuer aus, einer hat sogar eine kleine Burg, mit Turm und Zinnen.


Nach ein paar Seemeilen werden die Häuser weniger. Hier ist die Landschaft so, wie wir es uns vorgestellt haben. Viele Schären, große, kleine, bewachsen oder kahl, mit Haus oder ohne Haus. Das Fahrwasser verwinkelt und unübersichtlich.
Trotzdem macht die Navigation keine Schwierigkeiten. Die Seekarten sind erstaunlich genau, jeder Stein ist eingezeichnet, jede noch so kleine, von Möwen vollgeschissene Insel. Der Preis dafür ist der kleine Maßstab der Seekarten, weshalb der Überblick etwas verloren geht, und man ständig die Kartenblätter wechseln muss. Und natürlich auch der Geldpreis, über 100 Euro hab ich für die Karten bezahlt.
Das GPS, das ich mir beim Anblick der Karten im Frühjahr spontan gekauft hab, läuft nur zur Trackaufzeichnung mit. Ab und zu schaue ich aus Neugier nach, wie schnell wir sind. Bisher haben wir die Geschwindigkeit mit Knotenschnur und Logscheit, und dementsprechend selten, gemessen. Umso interessanter ist es nun für mich, bei den verschiedenen Besegelungsvarianten und Windrichtungen die Geschwindigkeit zu sehen. Meist sind es jetzt, bei Windstärke 3, so um die 3 Knoten. Der Wendewinkel ist laut Trackaufzeichnung, mit Abdrift und allem, etwas kleiner als 120 Grad, das ist besser, als ich dachte.
Für unsere erste Nacht in den Schären habe ich mir eine schöne, von allen Seiten geschützte, Bucht ausgesucht. Leider sind die besten Plätze schon besetzt. An der Stelle, die wir noch finden, müssen wir wegen eines Steines in einigem Abstand vom Ufer festmachen. Trockenen Fußes kommen wir hier nicht an Land. Das ist eigentlich nicht so schlimm. Aber der Hund kommt allein nicht aufs Boot. Wir müssen ihn rauf heben. Und da der Hund glitsch nass ist, bin ich danach auch glitsch nass, denn diese Arbeit bleibt, weil der Hund 35 kg wiegt, natürlich an mir hängen. Die Vorleine machen wir an einem Baum fest, hinten haben wir unseren neuen Pflugscharanker draußen. Wir gehen noch mal baden, das Wasser ist saukalt, deshalb bin ich schnell wider draußen. Die Kinder sind wie immer kälteresistent.


12 Seemeilen haben wir heute geschafft. Wegen der vielen Kreuzschläge zeigt das GPS 18 Seemeilen an.

Sonnabend, 28.07.2012
Der Tag beginnt wie der gestrige mit Sonnenschein. Wir wachen relativ spät auf und frühstücken in Ruhe in der Sonne. Deshalb ist es schon 11 Uhr 45, als wir losfahren. Mit kreuzen sind wir nicht ganz so eisern wie gestern, ein paar Mal nehmen wir auch den Motor. Die Kinder liegen in der Sonne oder spielen in der Kajüte Karten. Manchmal steuert die Große, dann kann ich mich in die Sonne legen. Sie kommt mit dem Boot ganz gut zurecht, mit unserer Jolle war sie zu Hause auf der Talsperre auch schon allein mit drei Klassenkameradinnen segeln. Wir überqueren den Kanholmsfjärden, die erste größere freie Wasserfläche während dieses Törns. Der Wind hat etwas gedreht, nun, da unser Kurs nach Süden geht, natürlich auch auf Südost.
Aber wir tricksen den Wind aus. Wir fahren unter Motor etwas östlicher als nötig, und gewinnen so etwas Höhe. Anschließend können wir einen Anlieger fahren, zwischen den Inseln St. Gässholmen und Längholmen durch nach Südwest.
Es geht ordentlich flott voran. Aber der Wind hat noch weitere Tricks auf Lager. Kurz bevor wir den für diese Nacht ausgesuchten Ankerplatz erreichen, schläft er ein. Ich jedoch bin eisern, wir segeln mit dem letzten Hauch bis vor die Bucht, auch wenn die Kinder langsam ungeduldig werden.
Heute haben wir eine schöne kleine Extrabucht in der großen Bucht für uns allein. Für die anderen Boote ist sie zu flach, aber wir können das Schwert hochkurbeln. Da der Untergrund hier Schlamm ist, können wir bis ans Ufer fahren und den Bug leicht auf den Grund legen. So bleibt mir heute die Sache mit dem Hund erspart.



Die Landschaft hier ist herrlich. Links und rechts der Bucht sind Felsen und im Wald gibt es viele Heidelbeeren.

Sonntag, 29.07.2012
Das Wetter ist immer noch schön. Heute fahren wir die ersten Seemeilen unter Motor, weil wir für heute ein festes Ziel haben: Dalerö. Und der Wind hat weiter gedreht. Auf Süd, sogar mit einer kleinen Westkomponente. Also weiter genau entgegen.


Ab dem Leuchtfeuer Kofotsgrund segeln wir wieder, der Kurs ist WSW, so dass wir ein längeres Stück segeln können ohne zu kreuzen. Das ist erst später wieder nötig, im Inselgewirr kurz vor Dalerö.


Eine Stunde halten wir das durch, nach 11 Wenden haben wir anderthalb Seemeilen Höhe gewonnen. Dann ist wieder der Motor dran. Es geht am Stadthafen von Dalerö vorbei, wo ich schon mal vom Boot aus einen Lebensmittelladen entdecke. Wir fahren aber weiter bis zu dem Hafen mit dem unaussprechlichen Namen Askfatshamnen, dort soll man laut Hafenführer wesentlich ruhiger liegen. Der Hafenmeister hier ist auf zack, er zeigt uns schon beim Einlaufen eine freie Box. Beim Bezahlen des Liegegeldes erhalten wir sogar einen Stadt- na ja, besser Ortsplan von Dalerö.
Als erstes gehen wir zu dem Lebensmittelladen am Stadthafen. Er hat Sonntags geöffnet. Wiebke entdeckt hier die von mir gesuchten Gaskartuschen. Ich nehme 6 Stück, das müsste bis zum Urlaubsende reichen. Dann kaufen wir noch Käse, Schinkenstreifen und Sahne, für einige der geplanten Mahlzeiten benötigen wir frische Zutaten. Die Kinder entdecken noch Cola in Dosen, so was gibt es in Deutschland seit Einführung des Dosenpfandes nicht mehr. Ich lasse mich erweichen und wir kaufen ein Zehnerpack. Anschließend gibt es noch Eis. Dalerö ist ein nettes kleines Städtchen, auf dem Rückweg schauen wir uns noch etwas um und entdecken noch einen weiteren Lebensmittelladen und einen Bäcker, beide aber am Sonntag geschlossen.
Nach dem Abendbrot duschen wir und waschen Wäsche. Beides ist hier im allerdings recht hohen Liegepreis enthalten. Wir waren zwar einige Male baden, aber nach einer Woche ist eine richtige Dusche doch ganz nett.
Für die Waschmaschine gibt es zwar noch einen Münzautomaten, aber die Münzen liegen neben der Maschine in einer Schüssel. Für den Fall, das die nicht reichen, steckt im Münzautomat der Schlüssel, man kann die Münzen entnehmen und wieder verwenden. Trotzdem kostet mich der Start der Waschmaschine einige Nerven, da ich die englische Bedienungsanleitung falsch übersetze. Man muss „Start“ nicht nach spätestens 3 Sekunden nach Münzeinwurf, sondern 3 Sekunden lang, drücken.

Montag, 30.07.2012
Nach etwas Regen in der Nacht können wir wieder bei Sonnenschein draußen frühstücken. Diesmal sogar mit frischen Brötchen. Die waren ziemlich teuer und haben eine sonderbare Konsistenz, gewöhnliche Brötchen scheint der Bäcker hier nicht zu kennen.
Die nächsten Tage soll das Wetter schön bleiben, der Dienstag ist im Wetterbericht allerdings ausgespart. Mit dem Regen in der Nacht hat sich das für heute angekündigte schlechte Wetter scheinbar erledigt.
Halb zwölf geht es los. Der Wind kommt immer noch aus Süd, also weiter kreuzen. Das Fahrwasser ist mit zahlreichen Leuchtfeuern und Tonnen gespickt. Diese typischen kleinen Schärenleuchttürmchen werden hier in Schweden wahrscheinlich am Band hergestellt, wie Autos.
Der Wind hat zugenommen. Südlich an der Insel Långgarn, und dann noch ein ganzes Stück weiter, rauschen wir mit 4 Knoten. Nur zwei kleine Kreuzschläge sind nötig.
Das Kreuzen am Anfang hat viel Zeit gekostet. Es ist schon späterer Nachmittag, erkennbar daran, dass immer weniger Boote auf dem Wasser sind. Im Westen ist Militärgebiet, anlegen ist verboten, daran müssen wir noch vorbei. Deshalb nehmen wir jetzt den Motor, Richtung Süd.
Auf der Karte sind nicht viele Buchten zu entdecken, in denen man vor dem starken Südwind geschützt ankern könnte. Wohl deshalb, und weil wir spät dran sind, dauert es heute sehr lange, bis wir etwas finden. Alle Buchten, die wir anfahren sind schon besetzt. Erst als wir in eine Bucht, die nach Süden offen ist, einfahren werden wir fündig. Sie macht im hinteren Ende noch einen kleinen Knick, in dem man einigermaßen geschützt liegt. Wir lassen den Heckanker fallen, und schieben uns durch eine Lücke im Schilf.


Die Stelle ist besser, als sie aussah. Sogar Dina kommt hier trocken an Land. Unangenehm sind nur die vielen Ameisen. Wenn man an Land ist, klettern sie an den Füßen hoch, und so schleppt man sie dann mit aufs Boot. Hoffentlich kommen sie nicht noch auf die Idee, an der Bugleine entlang aufs Boot zu klettern.

Dienstag, 31.07.2012
Eigentlich hatten wir noch eine weitere Übernachtung in den Schären geplant, aber für heute bietet sich als Ziel Nynäshamn an. Das ist zwar nicht sehr weit, aber dahinter kommt für eine ganze Strecke kein Hafen mehr.
Für die Fahrt nach Nynäshamn gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste führt zum größten Teil über eine große freie Wasserfläche, die nach Süden, zum offenen Meer hin, fast gänzlich ungeschützt liegt. Bei dem immer noch starken Südwind unangenehm. Die zweite führt zwischen Inseln durch enge Sunde und Kanäle. Nur das letzte Stück führt über offenes Wasser. Wir wählen letztere.
Nur die ersten Seemeilen können wir segeln. Dann wird kreuzen wegen des engen Fahrwassers zu aufwändig, dann unmöglich. Vor einer Brücke liegen einige große Segelyachten, deren Mast höher als die 11 Meter hohe Durchfahrt ist. Ich frage mich, wie die hier her kommen. Die haben garantiert einen größeren Tiefgang als ich. Und ich habe in den Kanälen schon sicherheitshalber das Schwert etwas hochgekurbelt. Aber scheinbar reicht es doch. Denn Mast legen scheidet bei so langen dicken Masten auch aus.


Wir haben solche Probleme nicht. Mit unserem 8-Meter-Mast können wir mühelos unter der Brücke durch fahren.
Ein kurzes Stück können wir noch mal segeln. Aber dann rollen wir die Segel ein.
Das Meer reicht in Richtung Süden bis zum Horizont. Aus dieser Richtung kommt der Wind, inzwischen mit Windstärke 5. Die Wellen sind zwar nicht sehr hoch, vielleicht einen halben Meter, aber steil und unangenehm. Sie klatschen gegen den Bug und der Wind bläst dann die Gischt über das Boot.
Mit Vollgas schieben wir uns langsam an den Öltanks im Westen vorbei. Wir haben das Gefühl, kaum mehr vorwärts zu kommen. Einer der wenigen Momente, wo ich mir einen stärkeren Motor wünsche. Aber dieser Motor mit 2,5 PS wiegt 14 kg, einer mit 4 PS wiegt gleich 27 kg. Ein Blick auf das GPS ist aber beruhigend: wir machen immer noch mehr als 3 Knoten über Grund. Eine riesige Fähre schiebt sich rückwärts aus ihrer Anlegestelle und hält auf uns zu.
Jetzt darf der Motor nicht versagen. Dann bliebe nur noch die Möglichkeit, Fock ausrollen und Flucht nach Lee. Zur Sicherheit tanke ich noch mal nach. Der Wind bläst einem fast das Benzin weg.
Hinter der Insel Bedarön wird es ruhiger. Jetzt sind nur noch einige Kardinaltonnen zu beachten. Dann geht es in den Hafen und wir machen an einem schönen ruhigen Liegeplatz am Gästesteg fest. Trotz 1,5 Metern Abstand fürchtet unser Liegeplatznachbar um sein 10-Meter-Boot, und ist erst beruhigt, als wir unser Boot mit einer zusätzlichen Leine am Ausleger gegen seitliches Abtreiben sichern.


Wir sind zeitig da, es ist erst 16 Uhr. Nach der Anmeldung beim Hafenmeister schaue ich mit Ansgar noch mal beim am Hafen gelegenen Bootsausrüster rein. Hier gäbe es auch in ausreichender Menge die für unseren Kocher passenden Gaskartuschen. Nur diese, keine anderen, wie auch schon in dem Laden in Dalerö.
Später gehen wir in die Stadt. Kaufen müssen wir nichts, aber wir wollen noch mal Pizza essen. Die erste Pizzeria, gleich in Hafennähe macht im ersten Moment einen weniger einladenden Eindruck, die Freiluftplätze liegen auch schon im Schatten. Aber da wir im nicht allzu großen Stadtzentrum nichts anderes finden, nehmen wir dann doch diese. Die Pizza ist jedenfalls OK. Auf dem Rückweg gibt’s dann noch Eis.

Mittwoch, 01.08.2012
Lagebesprechung. Das Wetter soll laut Wetterbericht schön bleiben. Aber bis Helgö, das Ziel, das wir bisher im Hinterkopf hatten, da wir uns dort mit Verwandten treffen wollten, werden wir es wohl nicht mehr schaffen. Da hat uns der ständige Gegenwind einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es wären noch mindestens zwei lange Tagestouren. Wir müssten größtenteils unter Motor durch eine herrliche Landschaft prügeln. Zurück müssten wir auch noch und hätten dann keine Puffertage mehr für schlechtes Wetter.
Wir beschließen weiter in Richtung Südwest zu fahren. Wenn wir eine schöne Stelle finden, bleiben wir dort ein oder zwei Tage und dann zurück.
Der erste 5-Liter-Kanister ist gestern leer geworden. Ich lasse ihn also an der Wassertankstelle wieder füllen. Dann geht es los, erst mal in Richtung Süden. Der Wind ist immer noch kräftig, aber mit gerefftem Groß kann man ganz gut kreuzen. Der Wendewinkel ist zwar etwas schlechter, als mit vollem Groß, aber weil das Boot gut Fahrt macht, kommen wir trotzdem gut voran.
Inzwischen sind wir ganz gut eingespielt. Meist steuert Anna oder ich. Die Fockschot ist in einer Klemme belegt, die Fock wirft das Boot nicht um. Die Großschot liegt in der Curryklemme am unteren Schotblock, wir haben sie aber immer in der Hand, um sie rechtzeitig lösen zu können.
Nach einigen Seemeilen biegen wir in einen schmalen Sund nach Südwesten ab. Die Landschaft ist herrlich. Schmale Fahrwasser, kleine Inseln.
Die meisten Fjorde verlaufen in Nord-Süd-Richtung. Verbindungen in Ost-West-Richtung sind nur wenige vorhanden. Beim Dragetskanal hat man wohl etwas nachgeholfen. Obwohl stellenweise nur einige Meter breit, bietet er ausreichend Tiefe auch für größere Yachten.


Nach einer weiteren Seemeile kommt ein längeres Stück, auf dem wir Nordkurs haben. Das erste Mal in diesem Urlaub achterlichen Wind! Mit dem Bootshaken baume ich die Fock aus. Mit Schmetterling machen wir jetzt zwischen 3 und 4 Knoten Fahrt. Hinter der Insel Ekskär biegen wir rechts ab. Durch mehrere kleine Inseln abgeteilt liegt hier eine ruhige Wasserfläche. An ihrem Ostufer legen wir an. Die Stelle ist günstig. Der Grund ist Schlick, kein Problem, wenn der Bug mal aufsetzt. Aber auf der Backbordseite ist ein Felsen, über den man trockenen Fußes an Land kommt. Der Wind kann aus allen Richtungen kommen, man liegt immer geschützt. Die Kinder beschließen spontan, hier einen Ruhetag einzulegen.

Donnerstag, 02.08.2012
Heute ist Halbzeit. Vor einer Woche, am Donnerstag sind wir losgefahren, nächste Woche Donnerstag müssen wir wieder in Bosön sein. Grund genug, sich langsam über die Rückfahrt Gedanken zu machen. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: Dem Fahrwasser folgen und dann nach Norden abbiegen und über Södertälje und Mälaren zurück. Oder die Strecke, die wir gekommen sind zurück.
Wir entscheiden uns für den gleichen Weg zurück. Natürlich nur grob gesehen. Wo es geht, schon eine andere Strecke, Möglichkeiten gibt es ja genug. Nur Nynäshamn und Dalerö wollen wir auch auf dem Rückweg wieder anlaufen.
Der Rest des Tages vergeht mit Baden, Schlauchboot fahren und Fotos machen.

Freitag, 03.08.2012
Ab heute geht es also zurück. 11 Uhr 10 lösen wir die Bugleine und ziehen den Anker aus dem Grund. Der Wind kommt immer noch aus Süd, etwa mit Stärke 3. Unter Motor geht es Richtung Süden. Diesmal biegen wir aber nicht nach Osten ab in Richtung Dragetskanal, sondern fahren weiter gerade aus, aufs offene Meer. Die Wellen sind etwa einen halben Meter hoch, aber ganz anders als bisher. Sie sind langgezogen und bremsen kaum die Fahrt. Es macht richtig Spaß, darüber hinweg zu gleiten. In der Ferne ist die Südspitze der Halbinsel Långsudden zu sehen. Das Inselgewirr an ihrem Ende in Einklang mit der Karte zu bringen, ist mühsam und gelingt mir erst beim näher kommen.


Wir setzen die Segel. Der Wind hat etwas aufgefrischt. Was jetzt kommt, ist das pure Vergnügen. Mit raumen Wind geht es ab Richtung Norden. Die Wellen kommen von hinten, in Ansätzen kommt das Boot ins surfen. Mehr als 5 Knoten, kurzzeitig mehr als 6. Das ist etwas anderes, als der mühsame Kampf um jeden Meter Höhe auf der Kreuz. Warum kann das nicht immer so sein?
Viel zu schnell sind wir in Nynäshamn. Ich tanke noch mal nach, damit uns in der Hafeneinfahrt nicht der Motor aus geht. Dann legen wir uns an fast die gleiche Stelle, wo wir vor 3 Tagen lagen.


Später gehen wir noch mal Lebensmittel einkaufen und essen Eis.

Sonnabend, 04.08.2012
Es geht weiter. Der Wind ist immer noch günstig, deshalb setzen wir gleich nach der Hafenausfahrt die Segel. Heute kann Anna mal steuern, schließlich soll sie auch mal das Vergnügen bei Rückenwind haben. Wir fahren wieder eine etwas andere Route als auf dem Hinweg, wieder mehr übers offene Meer. So offen ist es allerdings gar nicht, weiter draußen liegen noch einige Inseln.


Es geht durch den Skramsösundet. Der ist militärisches Sperrgebiet, aber laut Karte ist die Durchfahrt erlaubt. Am Ufer stehen zwar wieder Schilder mit „Durchfahrt verboten!“, aber da uns Segelboote entgegenkommen fahren wir trotz dem durch. Fast schon am Ende des Sundes hat man riesige Einfahrten in den Fels gesprengt, echt beeindruckend.
Dank des guten Windes kommen wir schnell voran, und erreichen schon 15 Uhr die Insel Björnholmen, und damit die letzte gute und sinnvolle Anlegemöglichkeit vor Dalerö. Viele Ankerbuchten sind schon wieder dicht belegt, aber dank unseres geringen Tiefgangs, wenn wir das Schwert hochkurbeln, finden wir eine Bucht ganz für uns alleine, in die wir etwa 15 Uhr 15 einfahren. In der Hoffnung, endlicht einmal meine Schärenhaken einsetzen zu können, verzichte ich auf den Heckanker und lasse Ansgar ein Seil vom Heck zum Ufer spannen. Aber er findet auf dem Felsen ein einbetoniertes Eisen. Am anderen Ufer, wohin Anna noch eine Leine spannt, ist kein Fels, nur Bäume, also wieder nichts.


Es gibt hier viele Heidelbeeren und auf den Felsen kann man schön in der Sonne liegen. Es wird ein schöner ruhiger Abend.

Sonntag, 05.08.2012
Heute geht es weiter nach Dalerö. Immer noch bei gutem Wind. Kurz vor halb zwölf geht es los, den Motor benutzen wir wieder nur zum ablegen. Hier ist immer noch Militärgebiet, an Backbord liegen zwei Inseln mit seltsamen Bauten, deren Sinn wir nicht ergründen können.
Nachdem wir auf der Hinfahrt immer kreuzen mussten, sind wir jetzt immer erstaunt, wie schnell wir da sind. Es ist schon wahr: Kreuzen = doppelte Strecke und dreifache Zeit. Jeden falls sind wir schon 14 Uhr im Askfatshamn in Dalerö. Eigentlich viel zu zeitig. Ein Hafenmeister weist uns wieder in eine freie Box ein, diesmal ein anderer.


Auf der Wasserfläche neben dem Hafen sind Kitesurfer unterwegs. Ich schaue ihnen eine Weile zu, während die Mädels duschen. Die Leinen zu den Kites sind sehr lang, erstaunlich dass es da nicht öfters eine Kollision gibt. Ansgar und ich duschen auch noch, dann gehen wir einkaufen und Pizza essen. Später waschen wir auch noch Wäsche, wieder habe ich Mühe, die Waschmaschine zu starten.

Montag, 06.08.2012
Komisch, die zweite Hälfte des Urlaubs vergeht immer schneller als die erste. Heute ist es schon Montag und am Donnerstagabend müssen wir wieder in Bosön sein. Unser Plan ist, heute erst mal so weit wie möglich in Richtung Stockholm zu segeln. Im Vasahamnen einen Platz zu bekommen wird im Hafenführer als wenig aussichtsreich beschrieben, deshalb morgen zu einem Hafen in der Nähe von Stockholm – vielleicht noch mal Vaxholm – und am Mittwoch mit Bus oder Ausflugsdampfer nach Stockholm rein. Am Donnerstag dann nach Bosön.
Nach einem Frühstück mit frischen Brötchen, die eigentlich schon fast kleine Brote sind, geht es los. Die erste halbe Seemeile mit Motor, dann Segel. Da der Wind auf Ost gedreht hat und schwach ist, geht es erstmal sehr zäh.


Aber als wir um die Insel Munken rum sind und nach Westen abbiegen können, wird es besser. Langsam nimmt die Dichte der Wochenendhäuser am Ufer wieder zu. Wird sicher schwer, heute Abend ein einsames Plätzchen zum Anlegen zu finden. Vielleicht müssen wir auf einen Hafen ausweichen, aber so richtig am Weg liegt nur Saltsjöbaden, wo der KSSS, der Königlich Schwedische Yachtclub seinen Sitz hat. Mit Grandhotel und allem drum und dran. Für uns, mit unserem 5-Meter-Boot nicht so richtig geeignet. Gustavsberg wäre noch eine Alternative, aber auch ein ziemlicher Umweg.
Zwischen den vielen Inseln muss man aufmerksam navigieren, aber es geht gut voran. Inzwischen ist es nachmittags 16 Uhr. Die Buchten am Ostufer des Baggensfjärden sind mit Häusern und Anlegestegen belegt. Aber relativ weit im Norden finden wir dann doch noch eine Stelle zum Anlegen. Am Südufer des Gärdesviken hat man zwar mit viel Aufwand eine neue Holzpromenade mit Gästesteg angelegt – scheinbar für die Gäste des dort gelegenen Hotels – aber das Nordufer ist frei, wenn auch felsig und flach, also nicht ganz einfach zum anlegen. Nach mehreren Anläufen liegt der Anker richtig, so dass Kettenvorlauf und 20-Meter Leine ausreichen, ich aber auch nicht zu viel davon verschenke, denn ich möchte den Zugwinkel flach halten. Am Bug kommen endlich meine selbst gebauten Schärenhaken zum Einsatz, zur Sicherheit schlage ich beide ein und verteile die Last. Allzu dicht dürfen wir mit dem Boot nicht ans Ufer, denn es liegen Steine im Wasser. Eigentlich ein schöner Platz hier, aber da wir ans Ufer waten müssen, halten wir uns doch den Abend auf dem Boot auf. Nur der Hund muss natürlich mal an Land, und muss wieder getragen werden – mit seinen 34 kg kein Vergnügen.
Kurz vor dem Schlafengehen kontrolliere ich noch mal die Leinen. Eine Bugleine ist lose, so dass ich erst denke, der Schärenhaken hätte sich gelöst, aber er ist noch fest, und ich spanne nur die Leine nach.

Dienstag, 07.08.2012
Ich erwache mitten in der Nacht, gegen 3 Uhr. Das Boot schaukelt stark, und setzt mit dem Bug von Zeit zu Zeit auf den Steinen auf – nicht sehr stark, aber auf die Dauer nicht gut und beunruhigend. Ich gehe raus. Der Wind hat gedreht, von Ost auf West, und außerdem aufgefrischt auf 5 oder 6. Die Wellen kommen in die vom Westen her völlig ungeschützte Bucht. Zwar nur mit 2 Seemeilen Anlauf, aber das reicht.
Durch abwechselndes Freigeben der Bugleinen und Dichtholen der Heckleine bewege ich das Boot vom Ufer weg auf sichere Tiefe. Jetzt bin ich froh, dass ich gestern Abend die Länge der Heckleine voll ausgenutzt habe. Und dass ich mir für diesen Törn extra einen neuen Pflugscharanker gekauft habe, laut Katalog eigentlich eine Nummer zu groß für dieses Boot.
Der Anker hält jedenfalls, und auch die Bugleinen machen einen guten Eindruck, trotzdem schlafe ich unruhig für den Rest der Nacht.
Gegen um sieben wache ich endgültig auf. Das Wetter ist nicht besser geworden, der Wind ist eher noch etwas stärker. Arme Anna, sie muss mit raus. Das Frühstück kann warten, hier hätte ich keine Ruhe dafür. Mit dem Hammer schlage ich die Schärenhaken aus den Ritzen. Was sie in den letzten Stunden ausgehalten haben merke ich erst jetzt. Ich kann dem vom Ufer wegschwenkenden Bug nur noch hinterher rennen, und mich hochziehen, gut, dass ich die lange Hose gar nicht erst angezogen hatte. Die Bugleinen mit Haken und Seegras, Tang und Dreck landen im Cockpit.
Mit einer Hilfsleine verlege ich den Befestigungspunkt der Ankerleine von der Heckklampe auf die Bugklampe. Sie ganz zu lösen, traue ich mir nicht, wahrscheinlich könnte ich sie nicht halten. Motor an, Anna muss jetzt die Ankerleine einholen. Sie schafft es nicht schnell genug, schon sind wir über den Anker drüber, und sie muss wieder Leine ausgeben. Der zweite Versuch gelingt, diesmal mit Anna am Steuer.
Ich lasse mir noch Hose und Jacke rausreichen, dann darf sich Anna noch mal in den Schlafsack kuscheln. Ich halte Kurs West, irgendwo am gegenüberliegenden Ufer muss sich die Einfahrt in den Kanal in Richtung Stockholm befinden. Je näher ich ans Ufer komme, umso kleiner werden die Wellen. Ein Blick auf die Karte. Es ist jetzt 8 Uhr. Man könnte es ja doch mal mit dem Vasahamnen versuchen, wir wären etwa 10 Uhr, also zur optimalen Zeit, da. Wenn es nicht klappt, hätten wir durch unsere zeitige Abfahrt noch jede Menge Zeit, einen anderen Hafen zu suchen.
Nach einigen Seemeilen durch Kanäle und kleineren Seen komme ich in das Hauptfahrwasser nach Stockholm. Hier ist einiges los. Riesige Fähren und viele kleinere Ausflugsboote, allerdings fast keine Segelboote. Die großen Fähren muss man gut im Auge behalten, sie sind relativ schnell, was man ihnen durch ihre Größe nicht ansieht. Und nicht alle biegen in Richtung Freihafen ab, manche fahren auch in Richtung Zentrum.


Der Vergnügungspark mit seinen Achterbahnen kommt in Sicht und endlich auch der Vasahamnen. Und mit ihm eine erfreuliche Tatsache: Es ist jede Menge frei. Insbesondere in dem kleineren Kanal für Boote bis maximal 30 Fuß sind jede Menge freie Liegeplätze.


Nachdem ich das Liegegeld bezahlt habe, machen wir erst mal Frühstück. Nur unwesentlich später als sonst, aber mit dem Unterschied, dass wir die heutige Tagesetappe schon hinter uns haben.
Anschließend machen wir rein Schiff, der Anker liegt noch so da, wie wir ihn aus dem Grund gezogen haben und an den Festmacherleinen hängen jede Menge Algen und Schlingpflanzen.
Für Stockholm haben wir nun fast zwei Tage Zeit. Die Vasa habe ich zwar schon mal gesehen, aber das ist 20 Jahre her, mit den Kindern würde ich sie mir schon noch mal ansehen. Aber an der Kasse steht eine lange Schlange, mindestens eine Stunde Wartezeit. Auch der Hund ist ein Problem – einer müsste draußen bleiben. Für den Vergnügungspark gilt das gleiche, aber der ist uns sowieso zu teuer. Also gehen wir gegen Mittag erst mal los in Richtung Zentrum.


Die Kinder kaufen jede Menge Postkarten, nach dem Spaziergang haben sie erst mal mit Schreiben zu tun. Ich schaue mir in der Zeit die Holzbootausstellung in einer der Bootshallen am Hafen an und mache anschließend Abendbrot.
Im Hafen sind ständig mehrere Liegeplätze auch für größere Boote frei gewesen, von den etwa 20 Liegeplätzen für kleinere Boote waren nie mehr als 5 belegt. Scheint also gar nicht so wild zu sein.

Mittwoch, 08.08.2012
Heute sind wir faul. Am zeitigen Nachmittag schauen wir uns mal die Altstadt an. Aber so ziellos durch die Gegend laufen ist auch irgendwie anstrengend und die Kinder wollen bald zurück zum Boot.


Eine Frage scheint die Leute, die unser Boot sehen, sehr zu beschäftigen: Sehr oft werden wir gefragt, ob wir mit dem Boot direkt von Deutschland aus bis hier her gefahren sind. Meist wirken sie sichtlich beruhigt, wenn ich sage, dass wir mit dem Auto gekommen sind.

Donnerstag, 09.08.2012
Der Urlaub ist zu Ende, heute müssen wir zurück nach Bosön. Gegen 11 Uhr legen wir ab und setzen bald die Segel, obwohl der Wind aus Richtung Nordost kommt, und wir kreuzen müssen. Aber heute ist der letzte Tag, und da wollen wir noch mal richtig segeln. Es sind jede Menge Boote und Schiffe unterwegs, jeder Art und Größe. Nur die ganz großen haben heute irgendwie Ruhetag, da fährt die ganze Zeit kein einziges. Die vielen Boote verursachen einiges an Schwell, manche der Anlieger haben sich deshalb so eine Art Fahrstuhl für ihre Boote gebaut, mit denen sie selbst recht große Boote bei Nichtgebrauch aus dem Wasser heben.


Zwei Routen stehen für uns zur Auswahl, westlich und östlich um Lindingo rum. Bei beiden ist die Entfernung etwa gleich groß. Anfangs bin ich mehr für die westliche Route, da für uns der größere Teil der Strecke neu ist. Aber ich sehe noch rechtzeitig auf der Karte, das die eine der Brücken nach Lindingo nur 5 Meter hoch ist. Mast legen wollen wir uns heute am letzten Tag nicht noch antun. So kreuzen wir weiter in Richtung Nordost, den Halvkakssund hoch.
Mit Rückenwind geht es dann noch einige Meilen in den Askrikefjord rein. Auf den Tag genau vor zwei Wochen sind wir hier rausgesegelt.
Gegen 16 Uhr legen wir im Hafen von Bosön an.
Morgen Abend um 22 Uhr 30 haben wir die Fähre ab Trelleborg gebucht. Dabei ist mir heute früh ein Problem bewusst geworden: Wir müssen sehr zeitig slipen, schließlich müssen wir die 700 km bis Trelleborg fahren, mit maximal 80 km/h, außerdem müssen wir einen Umweg fahren. Anna will mit ihrer Cousine noch eine Radtour durch Südschweden anhängen, und sie haben sich bei Bekannten, die aber irgendwo in der Pampa wohnen, verabredet.
Ich hatte an slipen spätestens um 8 Uhr gedacht, aber welcher Hafenmeister steht schon so früh auf? Vorerst ist überhaupt kein Hafenmeister da. Ich kratze alle meine Schwedisch- und Englischkenntnisse zusammen und frage einen Schweden, der gerade mit dem Auto angekommen ist. Aber er weiß auch nicht wann und ob der Hafenmeister kommt. Aber da er ein Boot hier liegen hat, hat er auch einen Schlüssel für die Schranke der Sliprampe. Er würde uns die Rampe aufschließen und auch so lange warten, bis wir das Boot draußen haben, um die Rampe wieder abzuschließen. Ich nehme das Angebot dankbar an, sicher ist sicher.
Die Kinder müssen das Boot ausladen, ich hole das Auto. Klingt einfach, aber ich habe es schon geahnt: Die Bremsen sind wieder fest, wie letztes Jahr in Dänemark. Nein, nicht ganz so fest. Denn nach einigen Minuten mit der Kupplung vor und zurückwippen knackt es erst auf der linken und einige weitere Minuten später auch auf der rechten Seite: Es stinkt nach Kupplung, aber die Räder sind frei.
Ein letztes Mal starte ich den Außenbordmotor. Ruder und Mast liegen schon an Land, das Schwert ist hochgekurbelt. Mit sanftem Schwung geht es auf den Trailer. Das Auto zieht Boot und Trailer aus dem Wasser. Wieder ist ein Bootsurlaub zu Ende.

Wir übernachten auf einem Zeltplatz am südlichen Stadtrand von Stockholm. Am nächsten Tag liefern wir Anna bei ihrer Cousine ab und erreichen Trelleborg zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre.

Boot

Länge über Alles: 5,40 m
Breite über Alles: 2,05 m
Tiefgang ohne/mit Schwert: 0,3/1,1 m

Segelfläche:

Großsegel: 10,7 Quadratmeter
Fock: 4,5 Quadratmeter
Genua: 8,3 Quadratmeter, wurde aber nicht benutzt

Verdrängung:
Boot: 435 kg
4 Personen, 1 Hund: 215 kg
Gepäck: etwa 120 kg
Gesamt: etwa 770 kg

Motor: Außenbord, 2,5 PS, 1 Liter Einbautank

Elektrik:

Batterie: 12V, 9Ah
Solarpanel: 20W, Fläche 40 cm * 40 cm
BSH-Beleuchtung (Zweifarblaterne, Hecklicht, Toplicht)
4W Leuchtstoffröhre zur Kajütbeleuchtung
für diverse Ladegeräte (Handy, Kamera) ein selbst gebauter Rechteck-Wechselrichter

Törndaten

Gesamtstrecke: 149 Seemeilen
gesegelte Strecke: 96 Seemeilen
Strecke unter Motor: 53 Seemeilen
Die Entfernungen wurden jeweils abends auf der Karte ermittelt. Kreuzschläge wurden dabei nicht berücksichtigt. Die mit dem GPS gemessene Strecke ist deshalb länger und beträgt 174 Seemeilen.
Benzinverbrauch: 13 Liter