Ein Rutsch vor dem Wind


Freitag, 24.07.2015
„Papa, ich kann das Bremspedal bis aufs Bodenblech durchtreten. Es macht Geräusche wie eine Luftpumpe, und bremsen tut es auch sehr schlecht.“ Es ist Nachmittags halb zwei und meine Tochter steht mit dem Auto auf dem Kauflandparkplatz. Als ich endlich da bin und Bremsflüssigkeit aufgefüllt habe, sehe ich das Malheur: Beim Betätigen des Bremspedals spritzt ein Strahl Bremsflüssigkeit aus der Bremsleitung am linken Hinterrad, direkt auf die Straße. Scheiße. Wir wollen mit dem Auto morgen in Urlaub fahren.

Sonnabend, 25.07.2015
Auch wenn man mir am Anfang nicht viel Hoffnung gemacht hat – ATU hat es doch geschafft, ich konnte das Auto noch am selben Tag gegen Abend abholen. Und nun sind wir nach 600 km, 80 km/h Höchstgeschwindigkeit und einigen Staus und Umwegen wegen gesperrter Brücken im Hafen der Wassersportgemeinschaft Arnis. Wir lassen das Boot ausnahmsweise kranen. Das ist hier für ein Boot unter einer Tonne mit 25 Euro sehr preiswert. Auto und Trailer können wir hier auch für die nächsten drei Wochen abstellen.


Ausschlaggebend für die Wahl unseres Ausgangspunktes der diesjährigen Tour war, wie schon letztes Jahr, der Wind – laut Windfinder soll er in den nächsten Tagen aus Richtung West kommen. Dreht er während des Urlaubs, kehren wir hier her zurück. Für den Fall, dass er so bleibt, habe ich mir schon mal eine Zug- und Busverbindung von der Marina Neuhof bei Stralsund hier her zurück ausgedruckt, falls wir so weit kommen.

Sonntag, 26.07.2015
Ich drehe mich auf die andere Seite und schlafe weiter. Der Regen der auf das Kajütendach trommelt und der Wind, der hohl und schaurig durch den Mastenwald pfeift, machen die Entscheidung leicht. Müde bin ich auch, durch den Trouble mit dem Auto war es vorgestern spät geworden und gestern bin ich früh halb vier aufgestanden. Die Kinder haben Ferien und sind langem Schlafen auch nicht abgeneigt.
Als ich mich gegen Mittag aus der Koje quäle – es regnet immer noch und ich muss mich in der Kajüte in das Regenzeug schlängeln – stelle ich fest das der Wasserspiegel gesunken ist. Dina, unsere Hündin, hat Mühe, an Land zu kommen, gestern Abend war es kein Problem. Wie ich beim Bezahlen der Liegegebühr für einen weiteren Tag erfahre, ist ein Bäcker nicht weit. Und so gibt es, nachdem sich die Kinder ebenfalls aus den Kojen gequält haben, gegen 13 Uhr „Früh“stück. Anna erzählt mir, dass das Boot in der Nacht mal schräg hing. Sie meint, damit hätten wir bewiesen, das wir „schräge Vögel“ seien. Auf die Idee, dass auch an der Ostsee der Wasserspiegel sinken könne und wir nun an den Festmacherleinen hängen, ist sie allerdings nicht gekommen. Aber ein Mann, der Nachts zufällig vorbeikam, hat sich unser erbarmt und die Leinen nachgelassen, erfahre ich später.
In den Regenpausen schlage ich die Segel an, wegen des für die nächsten Tagen angekündigten immer noch starken Windes nur die Fock, nicht die Genua. Und ins Groß binde ich schon mal das erste Reff ein.

Montag, 27.07.2015
Ganz so stark ist der Wind am Morgen doch nicht. Für unsere Verhältnisse früh, 10:00 Uhr, legen wir ab. Das Reff kann ich raus machen. 10:30 Uhr sind wir an der Brücke bei Kappeln, eine Viertelstunde später öffnet die Brücke und wir können zusammen mit vielen anderen Booten passieren.


Nachdem der Wind nach der Brücke eher schwach war, legt er vor der Schleimündung deutlich zu und kommt nun mit Stärke 4 aus SO. Draußen auf der Ostsee machen wir den Motor aus, den wir durch die Schleimündung durch mitlaufen lassen hatten.
Mit dem 2. Reff im Groß und 4 Knoten geht es Richtung Nord, nach Sønderburg. Für Marstal, wie ursprünglich geplant, ist mir der Wind zu heftig, die Wellen kämen von der Seite und ergäben eine ziemliche Schaukelei. Außerdem wäre es eine große Wasserfläche, in Richtung Sønderburg geht es erstmal an der Küste lang. Wenn es in der Praxis auch nicht viel nützt, gibt das doch erst mal etwas Sicherheit. Wie auch die vielen anderen Boote, die mit uns fahren, in Richtung Marstal wären wir allein auf dem weiten Meer.
Wind und Welle von hinten schieben uns schnell voran, später können wir vom 2. ins 1. Reff wechseln. 17:15 Uhr legen wir im Lystbådhavn Sønderburg an. Wir bekommen eine der letzten freien Boxen.
Während ich unter der Regenplane Abendessen koche, versucht doch tatsächlich eine Krähe eine Chipstüte zu stehlen, die ich unvorsichtigerweise draußen liegen gelassen habe. Glücklicherweise kann ich sie noch rechtzeitig vertreiben. Die Vögel haben scheinbar schnell gelernt, das in solchen Tüten was nahrhaftes ist.

Dienstag, 28.07.2015
Heute soll es über den kleinen Belt nach Fåborg gehen. Der Wind ist recht stark, reichlich 4, aber aus Südwest, von der Richtung her ideal. Wie gestern, gegen 10:00 Uhr, legen wir ab. Unter Fock und Groß mit 1. Reff geht es raus aus der Förde. Die meisten Boote halten sich rechts an der Küste, in der Richtung, aus der wir gestern gekommen sind. Wenn sie auch hoch am Wind segeln müssen, sind dort die Wellen nicht so hoch, wegen der Abdeckung durch die Küste. Bei uns hier, an der Nordküste, sind sie recht hoch, sie treffen uns von der Seite und wir werden ziemlich nass. Zum Glück habe ich gleich die Regensachen angezogen, zumal das Wasser zumindest zeitweise nicht nur von unten, sondern auch von oben kommt. Kegnæs lassen wir links liegen und Pølshuk umsegeln wir weiträumig wegen der Untiefen. Dann geht es nach Norden. Der Wind hat mittlerweile etwas zugenommen, etwa Stärke 5, in Böen 6, weiter aus SW. Das Boot fährt 5 Knoten, fast Rumpfgeschwindigkeit, nur unter Groß im 2. Reff. Auf Höhe der Nordwestspitze von Ærø sind die Wellen etwa ein Meter hoch, man muss konzentriert steuern, damit das Boot nicht aus dem Ruder läuft. Das letzte Boot, das uns bisher noch in einiger Entfernung begleitet hat, biegt ab und sucht hinter der Landzunge von Ærø Schutz. Für uns geht es weiter, an Avernakø vorbei. Vor vier Jahren sind wir die Strecke andersrum gefahren. Die ganze Strecke unter Motor, es war kein Wind und die See war glatt wie ein Ententeich. Das ganze Gegenteil von dem Wetter heute.
So langsam reicht es. Der Wind hat etwas nach West gedreht, hinter Lyø finden wir halbwegs Schutz vor den Wellen. Das Fahrwasser wird verwinkelt, bis Fåborg ist es gespickt mit Kardinaltonnen. Gegen 16:50 Uhr laufen wir in den Hafen ein, besonders weiter innen sind noch reichlich Boxen frei. 28 Seemeilen in 7 Stunden. Schnitt 4 Knoten, für uns ein Spitzenwert.
Wir lecken unsere Wunden: Wir schöpfen das Wasser aus der Kajüte, durch den Schwertschlitz kommt da immer etwas Wasser rein, heute ist es besonders viel. Die Karten werden getrocknet, trotz Plastikhülle sind sie nass geworden. Einige Polster und Schlafsäcke und der Transverter sind ebenfalls nass. Aber immerhin scheint jetzt die Sonne.

Mittwoch, 29.07.2015
Nach dem Frühstück gehen wir zum direkt am Hafen gelegenen Yachtausrüster. Ich brauche Gaskartuschen für den Kocher und Regensachen für die Kinder. Die, die sie mit haben, haben sich (wie schon zu Hause vermutet) als unzureichend erwiesen. Die Kartuschen sind schnell gefunden, aber das aussuchen und anprobieren der Regensachen dauert einige Zeit. Schließlich sind besonders bei den Mädels nicht nur praktische, sondern auch ästhetische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Auch die Vorstellungen der Hersteller von den Proportionen eines menschlichen Körpers bereiten einige Schwierigkeiten. Bis dahin, das Anna und ich uns dann eine Regengarnitur teilen: ich bin 1,73 Meter groß, mir passt die Hose, Anna ist 1,53, ihr passt die Jacke.
Über all dem ist es 12:00 Uhr, bis wir ablegen. Das ist nicht weiter schlimm, denn heute wollen wir nur bis Svendborg, das sind etwa 16 Seemeilen, bei dem immer noch kräftigen Wind dürfte das nicht allzu lange dauern. Und heute mit dem Vorteil, dass wir weitestgehend unter Landabdeckung segeln, da sind die Wellen nicht so hoch.
Die Kinder haben gleich Gelegenheit, ihre neuen Regensachen auszuprobieren. Es geht flott voran. Im Svendborgsund ist eine Strömung vorhanden. Zum Glück läuft die Strömung in unsere Fahrtrichtung, es ist aber trotzdem gewöhnungsbedürftig, die Tonnen kommen schneller näher, als gedacht.
Der Hafen von Svendborg ist voll. Bei der Einfahrt kommen uns schon einige Yachten entgegen, die ihr Glück wo anders versuchen müssen. Wir finden aber noch eine Lücke, die im Endeffekt für unsere 5,4 Meter Länge sogar noch reichlich ist. Abendessen brauche ich heute nicht kochen, wir kaufen was in der direkt beim Hafen gelegenen Pommesbude.

Donnerstag, 30.07.2015
Wir hatten schon gestern Abend beschlossen, einen Ruhetag einzulegen, Windfinder sagte starken Wind voraus. Wir können also mal wieder ausschlafen.
Mit den Frühstücksbrötchen, die ich heute Morgen kaufe, habe ich Pech: Ich übersehe, das es welche zum Aufbacken sind, meine Töchter dagegen sehen es sofort. Mit dem Versuch, aus Töpfen und Kocher einen Ofen zu improvisieren, erreiche ich, dass man sie irgendwie essen kann, aber das wahre Vergnügen ist das nicht. Ein oder zwei wärmt sich Wiebke zum Abendbrot auf, das letzte wird an die Enten verfüttert.
Wäsche waschen ist auch mal dran, der Versuch, die Kojenpolster zu trocknen schlägt, wegen des von Zeit zu Zeit fallenden Nieselregens, fehl. Am Abend sind sie nasser als vorher. Die Crew einer einlaufenden Yacht berichtet von Windstärke 8 vor Langeland, wir sind froh, dass wir heute nicht da draußen waren.

Freitag, 31.07.2015
Heute soll es weitergehen nach Lohals auf Langeland. Der Wind im Svendborgsund ist unstet, Starkwind und Flaute wechseln sich ab. Das ändert sich erst nach Verlassen des Sundes, der Wind weht hier gleichmäßig mit Stärke 5 aus West. Je mehr wir uns vom Ausgang des Sundes entfernen, umso höher werden die Wellen.
Über Funk kommt auf Kanal 16 die Ankündigung einer Sturmwarnung auf den Verkehrskanälen, auf diesen ist aber anschließend nichts zu hören. Trotzdem bin ich etwas beunruhigt. Ich beschließe, vorerst dicht unter der Küste von Fünen weiter zu fahren, hier haben wir Landabdeckung und können notfalls in einen der kleinen Häfen flüchten, die hier unregelmäßig verteilt sind. Das ist aber nicht nötig, der Wind lässt sogar etwas nach, so dass wir am Ende unter Fock und Groß nur im 1. Reff den Sund zwischen Fünen und Langeland überqueren. Wegen eines Flachs muss man hier aufs Fahrwasser achten. Schon 15:10 Uhr laufen wir in den kleinen Yachthafen von Lohals ein. Hier sind noch jede Menge Boxen frei, obwohl ein Vercharterer von Angelbooten hier seine Flotte liegen hat.
Es bleibt vor dem Abendbrot noch Zeit für einen Spaziergang mit dem Hund, wobei ich gleich noch eine Einkaufsmöglichkeit für Frühstücksbrötchen entdecke. In der Hafengaststätte gibt es Livemusik, ein Akkordeonorchester. Nicht unbedingt das, was ich sonst höre, aber irgendwie passt es hier her.

Sonnabend, 01.08.2015
10:30 Uhr legen wir heute ab, der Wind weht mit Stärke 3 aus Süd. Unter Groß und ausgebaumter Fock geht es in Richtung der Nordspitze von Langeland. Später tausche ich die Fock gegen die Genua. Segelwechsel auf See ist etwas, was meine Kinder, insbesondere Anna, überhaupt nicht lieben. Die meiste Arbeit habe zwar ich dabei, aber danach füllt ein mehr oder minder zusammengeknülltes Segel die halbe Kajüte aus, weil wir auf dem Boot keinen Platz haben, um es vernünftig zusammen zu legen.
Auf dem Tiefwasserweg und dem Weg H ist kaum Verkehr, gerade mal ein Schiff müssen wir jeweils vorbeilassen, bevor wir queren können. Der Wind lässt nach und irgendwann nehmen wir den Motor. Bisher sind wir fast ausschließlich gesegelt, aber bis zu unserem heutigen Ziel, Femø, sind es fast 30 Seemeilen und wir wollen schließlich irgendwann ankommen.
Das Wasser ist glatt wie auf einem Dorfteich. Obwohl wir mit dem Motor 4 Knoten machen, zieht sich die Fahrt hin. Die Fahrwasser zwischen den Inseln sind verwinkelt.
Gegen 18:00 Uhr nähern wir uns dem Hafen von Femø. Die vielen außerhalb des Hafen ankernden Yachten verheißen nichts Gutes. Und tatsächlich: der Hafen ist belegt bis auf die kleinste Lücke. Es läuft hier gerade irgend ein Event mit viel Bier und lauter Musik. Das macht die Entscheidung leichter, den Hafen wieder zu verlassen. Wir schlängeln uns zwischen den ankernden Booten durch. Mit hochgekurbeltem Schwert setzen wir das Boot an einer Stelle, wo besonders viel Tang angespült wurde, auf den Strand. In den schwedischen Schären haben wir das häufig gemacht. Ankern ist mit Hund unpraktisch. Ein Mann eilt hinzu, und will uns helfen, das Boot zurück ins Wasser zu schieben. Mit Mühe bringe ich ihm bei, dass die „Strandung“ Absicht war.
Das Liegegeld wird im Hafen vom Hafenmeister nur auf den Stegen kassiert. So können wir die Toiletten des Hafens kostenlos nutzen. Wegen des Bierevents ist sowieso alles offen. Im Gegensatz zur Beschreibung im Hafenführer, gibt es hier sogar einen kleinen Laden, wo wir unsere Keksvorräte erneuern können. Die vorhandenen wurden auf der langen ruhigen Fahrt unter Motor gegessen, weil es sonst nichts zu tun gab.
Über Essen kochen und einigen Runden Uno wird es spät. Es ist etwas Wind aufgekommen und das Boot liegt unruhig. Als wir Zähne putzen gehen wollen, stelle ich fest, dass der Wasserspiegel gestiegen ist und unsere Sandalen, die vorn am Bug auf dem Trockenen standen, dabei sind, auf dem Wasser das Weite zu suchen. Einige sind schon relativ weit entfernt, aber in der mondhellen Nacht noch gut zu sehen. Im bauchtiefen Wasser eile ich ihnen nach. Wind und Strömung treiben sie schnell davon, aber ich kann sie noch erreichen.
Das Boot liegt wieder fast vollständig im Wasser, aber der Anker, den ich an Land ausgebracht hatte, hat das Abtreiben verhindert. Wir ziehen das Boot wieder so weit es geht auf Land. Außerdem beschließe ich, alle 2 Stunden aufzustehen, und nach dem Rechten zu sehen. Jetzt ist es 0:00 Uhr.

Sonntag, 02.08.2015
2:00 Uhr muss ich die Kinder rauspfeifen. Das Wasser ist weiter gestiegen. Verschlafen und frierend kommen sie raus und wir ziehen das Boot weiter auf Land. Der Wind hat zugenommen und das Boot liegt unruhig. Ich schlafe lange nicht ein. Ob es besser gewesen wäre, das Boot ins tiefere Wasser zu verholen und dort ganz normal zu ankern? Diese Idee kommt mir erst jetzt. Aber ich kann die Kinder nicht schon wieder rausscheuchen. Irgendwann schlafe ich doch ein.
4:00 Uhr ist der Wasserstand konstant geblieben und um 6:00 Uhr sogar etwas gefallen. Und als ich nach dieser unruhigen Nacht 8:30 Uhr endgültig aufstehe, liegt das Boot komplett auf dem Trockenen.


Ups! Wiegt es 600 kg? Oder 700 kg? Ein Erwachsener und 3 Kinder. Na gut, die älteste ist 19 und die anderen 16 und 14. Einfach rückwärts schiebend rührt sich das Boot jedenfalls keinen Millimeter.
Nächster Versuch, wir versuchen, den Bug in Richtung Wasser zu drehen. Das geht, und da der Auflagepunkt des Rumpfes ziemlich weit hinten ist, taucht der Bug jetzt sogar schon ins Wasser. Jetzt schieben. Ein Mann hilft uns noch und nach kurzer Zeit ist das Boot wieder komplett im Wasser, so wie es sich für ein Boot gehört.
Nach dem Frühstück, 10:30 Uhr geht es los. Wir umfahren Femø nördlich unter Motor, es ist fast kein Wind. Der kommt erst später, als wir schon Kurs auf die Hauptdurchfahrt der Storstrømbrücke nehmen. Die siebente Brückenöffnung von links wäre auch befahrbar, aber sie soll mit einem Schild "GENNEMSEJLING TILLADT" gekennzeichnet sein, und das kann ich nicht sehen. Bis auf die ganz rechte Öffnung sind alle anderen Brückenöffnungen gesperrt, wegen der Gefahr herabfallender Betonteile.
Von der anderen Seite ist das Schild an der 7. Öffnung dann zu sehen, das rot-grüne Bojenpaar, das das Fahrwasser in Richtung Nordhafen Vordingborg kennzeichnet, jedoch nicht. Das sehe ich erst, als ich in einigem Abstand außen dran vorbeifahre, wohl dem der ein Schwertboot hat...
Anschließend sind noch einige Fischernetze zu umfahren. Für die letzte Meile brauchen wir noch mal den Motor. Sie geht genau in Gegenrichtung unserer eigentlichen Fahrtrichtung und damit gegen den Wind. Dafür liegt der Hafen nur 5 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.


Letzteres ist heute von Bedeutung. Wir wollen Pizza essen gehen. Da Hunde in Dänemark nicht mit in Gaststätten dürfen, brauchen wir dazu schönes Wetter und eine Pizzeria mit Außenbewirtschaftung. Ersteres haben wir und das zweite hoffen wir hier zu finden. Wir haben Glück. Direkt nach der Überwindung des Ruinenhügels – es handelt sich hier um die Ruine einer kulturhistorisch bedeutsamen Burg, laut Schautafeln weilten scheinbar alle bedeutenden dänische Könige längere oder kürzere Zeit hier – steht man in der Fußgängerzone von Vordingborg. Und nur wenige Meter weiter finden wir das gesuchte. Eine Pizzeria. Mit Tischen davor.

Montag, 03.08.2015
So langsam hat sich Kopenhagen als Ziel unserer Reise herauskristallisiert. Aber egal, ob wir danach weiterfahren in Richtung Ost und Rügen oder zurück in Richtung Westen, so reichlich ist die Zeit dafür nicht mehr. Zumal morgen noch mal schlechteres Wetter sein soll. Also soll unser heutiges Ziel Rødvig sein, Kopenhagen ist dann nur noch eine weitere Tagesetappe entfernt. Bis nach Rødvig sind es über 30 Seemeilen und der Hafen soll, laut Hafenführer, nicht so gigantisch groß sein – zu spät ankommen sollte man also nicht.
So ist an mir die Aufgabe hängen geblieben, mich gegen 6:00 aus der Koje zu quälen und schon mal los zu fahren. Es ist kein Wind, das Ablegen allein also kein Problem. Trotzdem ziehe ich, wie immer wenn ich allein auf Deck bin, die Rettungsweste an und klinke den Lifebelt ein. Unter Motor lege ich die ersten Meilen bis Kalvehave zurück. Die Tonnen stehen teilweise in größeren Abständen und sind, da es um diese Zeit noch etwas diesig ist, schwer zu sehen. Man sollte sich aber schon danach richten, außerhalb des Fahrwassers ist es flach. Einige Tonnen scheinen auch zu fehlen.
An der Brücke bei Kalvehave wird gebaut. Genau in dem Moment, als wir darunter durch fahren, wird oben eine Ladung Kies abgekippt. Staub rieselt herab und es ist furchtbar laut. Die Kinder wachen auf und ich kann mir endlich einen Kaffee kochen und frühstücken.
Inzwischen ist etwas Wind aufgekommen, aus Richtung Ost und, da wir jetzt in Richtung Norden abbiegen, ist er für uns sogar nutzbar. Nur in der Bøgestrømrinne muss noch mal der Motor ran. Dafür ist es danach, nach Rødvig, gerade so ein Anlieger. Wenn da nicht kurz vor dem Hafen noch ein Bojenfeld unbestimmten Zwecks wäre. Das umfahre ich lieber unter Motor. Der inzwischen kräftige Wind war zwar gut zum Vorwärtskommen, aber jetzt bei dem Wind in irgendwelchen Leinen hängen zu bleiben, wäre unangenehm.
Es ist gerade mal 16:00 Uhr, als wir in den Hafen einfahren. 33 Seemeilen, davon 20 gesegelt, in reichlich 9 Stunden – nicht schlecht.
Die äußerste Boxengasse gleich an der Einfahrt ist für relativ kleine Boote etwa bis 8 Meter Länge gebaut. Hier sind noch viele Plätze frei. Für die großen Boote wird es allerdings recht schnell eng. Allerdings können die, entgegen den Angaben im Hafenführer, auch nebenan im Fischereihafen liegen, hier hat man scheinbar in den letzten Jahren extra dafür noch einen Steg gebaut.
Bei Abwesenheit des Hafenmeisters muss man die Hafengebühr unter Angabe des Bootsnamens und der Liegeplatznummer in einem Umschlag in einen Briefkasten werfen. Die Umschläge befinden sich hinter einem Klarsichtdeckel in einem Kasten, das Rankommen an die Umschläge ist etwas tricky, man muss dazu eine Schraube lösen. Eine Tankstelle für Diesel und Benzin gibt es auch, hier kann ich meine zwei 5-Liter-Kanister füllen, die ich bisher leergefahren habe. Man kann mit Karte zahlen, man ist also nicht auf die Anwesenheit eines Tankwarts angewiesen.
Ein Segelboot, mit einer Frau und vier oder fünf so 8 bis 12 Jahre alten Jungs an Bord, läuft ein. Sie haben scheinbar Probleme, den Außenborder zu starten und bleiben erst mal in den Pfählen am Eingang der Boxengasse hängen. Beim Versuch, sich daraus zu befreien, fällt die Frau auch noch ins Hafenbecken, kann sich aber wieder an Bord retten. Während ich noch überlege, ob ich es schaffe und ob es Sinn macht, ihnen eine Leine rüber zu werden, gelingt es aber einem der Jungs, den Außenbordmotor zu starten. Der Rest des Anlegemanövers wirkt dann auch ganz gekonnt. Immerhin schon mutig von der Frau, allein mit so vielen Kindern an Bord eine Fahrt zu unternehmen. Viele würden sich das nicht trauen.
Da es noch etwas Zeit bis zum Abendessen ist, gehe ich an der Steilküste mit Dina spazieren. Die Kinder essen derweil noch ein Eis.


Unter der Veranda des Segelklubhauses gibt es WLAN. Die Vorhersage der vergangenen Wetterberichte bestätigt sich: Morgen soll es nochmal ziemlich stürmisch werden. Abends dann auch Gewitter. Da wir morgen sicher nicht so früh losfahren, wie heute, die Entfernung aber ähnlich ist, dürfte das Gewitter uns möglicherweise noch auf dem Wasser ereilen. Wir schieben also morgen noch mal einen Hafentag ein.

Dienstag, 04.08.2015
Es ist eigentlich ganz nett hier. Nur das Schiffsmotorenmuseum hat leider geschlossen, Öffnungszeit nur Freitag bis Sonntag. Aber es stehen einige Motoren draußen, die noch auf ihre Restaurierung warten. Schon beeindruckend: mehr als 2 Meter hoch, ein Gewicht von sicherlich mehreren Tonnen und nur 60 PS. Dafür konnten sie wahrscheinlich über Jahre ohne Wartung laufen ohne kaputt zu gehen.
Später laufen wir noch ein Stück die Steilküste entlang, gehen Lebensmittel einkaufen und essen Eis.


Am Abend kommt dann auch das angekündigte Gewitter. Immerhin, die nächsten Tage soll es laut Wetterbericht ruhiger werden.

Mittwoch, 05.08.2015
Vom ruhiger werden ist am nächsten Morgen noch nicht allzu viel zu spüren. Der Wind kommt mit gut 4 aus Südwest. Eigentlich ideal und da die Wellen von der Küste her kommen sind sie auch noch nicht besonders hoch. Ich bin wieder 6:00 Uhr aufgestanden, gegen 6:40 Uhr losgefahren und es geht teils unter Vollzeug, teils mit dem 1. Reff im Groß, flott voran. Etwa 8:00 Uhr bin ich in Höhe Leuchtfeuer Stevns. Später setzt dann allerdings doch noch die angekündigte Flaute ein und der Motor muss ran.
Schon von weitem sieht man die Industrieanlagen und den Flughafen von Kopenhagen. Letzterer ist besonders durch die Flugzeuge, die in einem fort darauf landen, zu erkennen.
Eigentlich wollte ich durch den Kanal, der die Insel Amager vom Festland trennt, nach Kopenhagen rein fahren. Dann habe ich aber gelesen, das von einer Fahrt durch den Kanal abgeraten wird, weil die Brücken und Schleusen nicht extra für Sportboote öffnen. Nicht so, wie bei Børge von der Olsenbande. Aber der Film ist auch schon 40 Jahre alt, damals war das vielleicht noch anders.
Also biegen wir rechtzeitig in Richtung Ost ab. Die Karte der Ansteuerung von Kopenhagen sieht gruselig aus.


Aber es ist halb so schlimm. Von den Hochgeschwindigkeitsfähren nach Malmö, vor denen im Hafenführer gewarnt wird, ist keine einzige zu sehen. Hier dürften die aber so wie so nicht fahren und auch sonst sind keine größeren Schiffe unterwegs. Schon 15:00 legen wir uns im Magretheholmshavn in eine der freien Boxen. Der Hafen ist nicht direkt idyllisch, Industrieanlagen prägen das Umfeld, aber er ist ruhig und bietet eine ausreichende Versorgung, ins besondere Wäsche waschen ist mal wieder dringend nötig.

Donnerstag, 06.08.2015
Vom Hafen bis zum Stadtzentrum von Kopenhagen sind es laut Hafenführer 4 km. Es fahren Busse, aber der nächste fährt erst in einer Dreiviertelstunde. Und ob wir dann mitfahren dürften, wissen wir nicht, wir haben für Dina keinen Maulkorb mit. Also laufen wir.
Unser erstes Ziel ist die kleine Seejungfrau – was sonst? Da der Wasserspiegel scheinbar niedrig ist, ist sie, besser gesagt der Stein, auf dem sie sitzt, trockenen Fußes erreichbar. Die Touristen stehen regelrecht Schlange, um ein Selfie vor der Seejungfrau zu ergattern.


Einen ganz normalen Lebensmittelladen in der Innenstadt zu finden, erweist sich als große Herausforderung. Als ich schon fast aufgeben will, entdecken die Mädchen einen NETTO. Nachteilig ist nur, das wir die Lebensmittel zum Boot sehr weit tragen müssen. Ziemlich erschöpft kehren wir abends zum Boot zurück, es war sehr heiß und wir sind heute bestimmt 20 Kilometer gelaufen.

Freitag, 07.08.2015
Mit Grausen wird mir beim Frühstück bewusst, dass wir uns am Freitag in einer Woche schon auf die Heimfahrt begeben müssen. Mit heute haben wir also noch 7 Tage zur Verfügung. Da als endgültiges Ziel inzwischen die Marina Neuhof bei Stralsund feststeht, sind es nur noch 6 Tage, am Donnerstag muss ich Auto und Trailer holen. Für die Fahrt nach Rügen gibt es im Wesentlichen zwei Varianten.
Die „schwedische Variante“: Malmö, Trelleborg und dann die große Etappe 50 Seemeilen über die Ostsee, nach Glowe oder Hiddensee. Oder die „dänische Variante“: zurück nach Rödvig, dann Klintholm und Hiddensee. Diese Variante hat den Vorteil, dass die Tagesetappen ausgeglichener sind. Sie hat aber auch einen, den letztlich entscheidenden, Nachteil: man kommt nicht nach Schweden. Letzteres wollen die Kinder, ganz besonders Anna, unbedingt. Auch ist diese Variante für den laut Windfinder zu erwartenden Wind etwas besser geeignet: heute Südwestwind.
Nach der Hitze gestern ist das heutige, etwas diesige Wetter, fast eine Wohltat. Der Wind weht sehr unregelmäßig mit Stärken zwischen 2 und 4 wie vorhergesagt aus Südwest. Zeitweise binden wir sogar ein Reff ein. Die von Ansgar auf Grund der momentan erreichten Geschwindigkeit prognostizierten Ankunftszeiten schwanken zwischen 16 und 20 Uhr.
Da sonst während dieser Fahrt nichts aufregendes passiert werfe ich einen unserer Wasserkanister über Bord. „Kanister über Bord! Stellt euch vor, ich wäre das und ihr müsst mich jetzt rausfischen.“ Es ist das erste Mal in diesem Urlaub, aber die Kinder reagieren ziemlich schnell. Anna übernimmt das Kommando und setzt sich an die Pinne. Beim zweiten Anlauf gelingt es ihnen, den Kanister zu „retten“. Da kann ich ja jetzt beruhigt über Bord fallen.
Malmö ist durch den verdrehten Turm (oder vornehm ausgedrückt „Turning Torso“) gut auszumachen. Der neue Hafen im Stadtzentrum ist ziemlich voll, aber wir finden noch einen Platz am Steg für die kleineren Boote. Bei einem recht jungen Hafenmeister – wohl mehr ein Schüler im Ferienjob – entrichte ich die Liegegebühr per Hightech: Mit meinen vom Segeln noch nassen Fingern muss ich auf dem Touchscreen seines Smartphones unterschreiben.


Das Stadtviertel, zu dem auch der Hafen gehört, ist niegelnagelneu und modern. Alles vom feinsten. Abgesehen vom Hafenmeisterbüro und den Sanitärräumen, sie sich zur Zeit noch in einem Container befinden. Aber vom im Hafenführer erwähnten „pulsierenden Leben“ ist nichts zu spüren. Eher das Gegenteil: „tote Hose“. Gaststätten, die immerhin geöffnet haben, in denen aber keine Gäste sitzen. Geschäfte, in denen keiner einkauft. Büros, teilweise schon mit Firmennamen, in denen keiner arbeitet. Erbaut für eine Zukunft, die noch nicht begonnen hat.


Wir laufen erst mal ins Zentrum von Malmö. Neben Lebensmitteln benötigen wir auch Postkarten. Natürlich nicht irgendwelche. Decken wir den Mantel des Schweigens über das Folgende, nur so viel: über der Suche nach Postkarten die schließlich für würdig befunden werden, gekauft und verschickt zu werden, vergehen fast zwei Stunden. Die Pizzeria, die wir ins Auge gefasst hatten, um hier zu essen, ist inzwischen voll und es sieht auch nicht so aus, als würde hier in nächster Zeit ein Tisch frei werden. Aber das ist kein allzu großes Unglück: Unter den oben erwähnten Gaststätten im Hafenviertel befindet sich ebenfalls eine Pizzeria. Die Bedienung ist nett, die Pizza sehr lecker und sogar ein Münchner Paulaner bekomme ich hier.

Sonnabend, 08.08.2015
Heute soll es nach Trelleborg gehen. Das heißt, nicht ganz bis Trelleborg. Trelleborg selbst hat nur den riesigen Fährhafen, laut Hafenführer soll das liegen mit Sportbooten irgendwo in einer der hintersten Ecken auch nur „geduldet“ sein. Also nur was für den Notfall. Aber 4 Seemeilen vor Trelleborg gibt es noch den Ort Skåre mit einem kleinen Hafen.
Es herrscht Flaute. Gegen 10:40 Uhr fahren wir los, unter Motor, Kurs Südsüdwest. In der Ferne ist schon die Öresundbrücke zu sehen. Die Fahrt selbst ist recht ereignislos, außer uns sind fast keine Boote auf dem Wasser. Sollte das hier nicht eins der verkehrsreichsten Gebiete der Ostsee sein? Neben der großen Durchfahrt durch die Öresundbrücke ist auch etwas weiter östlich eine weitere Durchfahrt mit Tonnen gekennzeichnet, diese benutzen wir.


Nicht weit dahinter kommt der Leuchtturm in Sicht, der den Beginn des Fahrwassers zum Falsterbokanal kennzeichnet. Dieser Kanal erspart einem das Umfahren der Halbinsel Falsterbo. Eine Klappbrücke, die zu jeder vollen Stunde öffnet, führt über den Kanal. Wir passen unsere Geschwindigkeit so an, das wir mit einer kleinen Zeitreserve zur 15:00 Uhr-Öffnung da sind. Inzwischen ist etwas Wind aufgekommen und erzeugt Schwell im Vorhafen zum Kanal, das Warten auf die Brückenöffnung wird dadurch etwas unruhig.


Die Passage des Kanals dauert nur wenige Minuten. Der Wind hat sich inzwischen bis zur Stärke 4 aus Nord gesteigert, gerade gut für einen Halbwindkurs in Richtung Skåre.
16:10 Uhr legen wir im Hafen an. Es ist viel Platz, der Hafen wirkt sehr verschlafen. Das Liegegeld deponiert man auch hier wieder in einem Briefkasten. Briefumschläge sind nicht vorhanden, aber auf dem Tisch liegt ein Stapel mit Scheckvordrucken und eine Rolle Klebestreifen. Ich schreibe also Bootsnamen und Liegeplatznummer auf die Rückseite eines Vordrucks und klebe daran die Geldscheine mit Klebestreifen fest.


Eigentlich sollte es hier Benzin geben. Das ist leider nicht der Fall, irgendwo im Fischereihafen ist nur ein öliges Dieselfass zu entdecken. Wir haben noch etwa 7 Liter. Rein rechnerisch kommen wir damit 42 Seemeilen weit, über die Ostsee sind es 50. Aber wir haben schließlich ein Segelboot und morgen soll zumindest am Vormittag ausreichender Nordwind sein.
Wir machen noch einen Spaziergang durch den Ort, er wirkt genauso verschlafen, wie der Hafen. Aber wir finden einen Briefkasten, in den wir die restlichen Postkarten einwerfen können.
Später am Abend ist der Wind wieder total eingeschlafen. Es ist dunkel und die Fähren nach und von Trelleborg schwimmen scheinbar unbeweglich wie leuchtende Inseln auf dem Wasser. Aber ihre Motoren sind bis hier her zu hören. Hoffentlich ist morgen wieder Wind, sonst wird es eng mit dem Benzin.
Wir haben uns inzwischen für die Fahrt nach Glowe entschieden. Erstens haben wir dort, auch wenn wir spät ankommen, noch die Chance auf einen Platz im Hafen, ich weiß nicht, in wie weit der neue Hafen in Kloster die Situation in Vitte entschärft hat. Außerdem wollen wir noch einen Strandtag einlegen, in Glowe gibt es einen Hundestrand, auf Hiddensee darf der Hund nirgends ans Wasser.

Sonntag, 09.08.2015
Ich stehe halb vier auf. Es ist immer noch kein Wind, nicht mal ganz außen auf dem Molenkopf. Aber die Windräder, einige hundert Meter weiter landeinwärts, drehen sich ganz ordentlich. Komisch, Windschatten kann es nicht sein, dazu ist es viel zu flach. Noch mal volltanken, Schwimmweste und Lifebelt anlegen, Positionslichter an, gegen 4:10 Uhr lege ich ab.
Einige hundert Meter außerhalb des Hafens weht tatsächlich Wind. Nicht allzu stark, aber ich habe kein Benzin zu verschenken. Während ich das Groß hochziehe, kommt das Boot etwas vom Kurs ab. Das Schwert setzt auf dem Grund auf, die Kinder werden vom Lärm der aus dem Schwertkasten fahrenden Schwertspindel geweckt. Ich habe ganz vergessen, dass es hier in Ufernähe noch sehr flach ist, und man sich genau an die Fahrrinne halten muss.
Die Fock ist inzwischen auch oben. Der Wind kommt mit Stärke 2 aus Nordwest, aber dazu kommt ein, zu diesem Wind eigentlich nicht passender, viel zu starker Schwell aus West. Bei rund jeder zweiten Welle fallen die Segel ein und füllen sich anschließend mit einem Plop wieder mit Wind. Auf die Dauer nervt das.
Der Wind wird stärker und dreht etwas nach Nord. Ich baume die Fock aus und binde das erste Reff ins Großsegel. Unbedingt nötig wäre das noch nicht, aber ich segle allein, sicher ist sicher. Der Wind kommt nun von hinten, leicht backbord, die Wellen von schräg hinten steuerbord. Immer noch ein komisches Fahren, man weiß nicht, ob man sich nach backbord oder steuerbord setzen soll. Aber wenigstens stehen die Segel jetzt ruhiger.
Es wird hell und die Positionslichter werden langsam dunkler. Wir haben nur eine 9 Amperestunden-Batterie. Ich schalte sie aus, die Fähren haben ihre Positionslichter auch schon ausgeschaltet. Hinter einer Wolkenbank ist vermutlich schon die Sonne aufgegangen, laut meinem Kalender ist es eigentlich noch zu früh dafür. Aber der gibt die Sonnenaufgangszeit für Kassel in Deutschland an.
Um die Fährlinie möglichst schnell im rechten Winkel zwischen zwei Fähren zu überqueren, muss ich halsen. Ansgar wacht auf, kommt raus und hilft mir dabei. Danach verkriecht er sich wieder in die Kajüte. Inzwischen passen Wind und Welle halbwegs zusammen. Beides kommt ziemlich genau von hinten, ziemlich kräftig und es geht flott voran. Die weißen Stangen am Horizont, die ich erst für Segelboote hielt, erweisen sich jetzt als die Windgeneratoren des deutschen Windkraftanlagenparks Baltic II. Nach einer Weile sind sie deutlich zu erkennen, aber die Rotorblätter tauchen wegen der Erdkrümmung unten scheinbar immer noch ins Meer ein.
Außer den vielen Fähren, die wie aufgefädelt in Richtung Rostock unterwegs sind und einer einsamen Fähre, die aus Richtung Sassnitz kommt, sind fast keine Boote unterwegs. Ein einziges Segelboot kreuzt weit ab achtern meinen Kurs. Obwohl es auch in Richtung Süden fährt, fährt es unter Motor. Vielleicht auch ein Skipper, dessen Familie noch schläft, und der sich nicht den Streß mit den Segeln antun will. Ich muss nämlich relativ viele Manöver fahren. Einreffen, Ausreffen, Halsen, besser gesagt Shiften, also nur die Segel auf die andere Seite tun, wenn der Wind etwas gedreht hat. Da ich keine Selbststeueranlage habe, muss das immer ziemlich schnell geschehen, damit ich wieder an die Pinne kann. Ich kann zwar die Pinne feststellen, aber da sich während der Manöver der Druckpunkt verschiebt, kommt das Boot unweigerlich vom Kurs ab.
Der Wind wird schwächer. Irgendwann mache ich den Motor an. Auch wenn es mit Segeln noch zwei Knoten sind, sind es noch 30 Seemeilen und ich kann mir ausrechnen, wann ich mit zwei Knoten ankommen würde. Außerdem reicht das Benzin jetzt sicher bis Glowe und sogar noch für einen großen Teil der Fahrt nach Hiddensee, falls ich in Glowe kein Benzin bekomme.
Es ist 11:00 Uhr. 25 Seemeilen sind geschafft, etwa die Hälfte. Die Kinder kommen langsam zum Vorschein, ich kann Kaffee kochen und frühstücken. Und dann ist auch der Wind wieder da, wir können weiter segeln. Und etwas später kommt auch nach einer Zeit fast ohne Landsicht – nur im Westen war weitab die dänische Insel Møn zu sehen – die Halbinsel Jasmund von Rügen und noch etwas später Kap Arkona in Sicht.
Der Wind wird, wie vorhergesagt, am Nachmittag wieder schwächer. Irgendwann machen wir nur noch 2,5 Knoten fahrt. Normalerweise ist das für uns noch kein Grund, den Motor zu nehmen, aber diesmal muss es sein, wir haben noch 10 Seemeilen vor uns.
Kap Arkona liegt quer ab. Von überall kommen inzwischen Boote und eilen auf den Hafen Glowe zu, so dass ich zwischenzeitlich sogar Sorge habe, auch dieser Hafen könnte voll sein. Aber die Sorge ist unbegründet. 18:30 Uhr laufen wir in Glowe ein.
Im „Arkonablick“ gibt es anschließend noch für jeden ein Eisbecher, das haben wir uns nach 50 Seemeilen redlich verdient.

Montag, 10.08.2015
Eigentlich sollte es heute ja ein Strandtag werden. Aber für morgen, am frühen Vormittag, ist eine Winddrehung vorhergesagt. Wind aus Nordwest, Stärke 4 bis 5. Heute dagegen soll der Wind schön gleichmäßig mit Stärke 3 aus Ost kommen. Deshalb geht es schon heute weiter nach Hiddensee. Für unsere Verhältnisse früh, 9:30 Uhr legen wir ab. Gleich nach der Hafenausfahrt setzen wir die Segel. Mit Halbwindkurs geht es flott voran Richtung Kap Arkona. Hier fallen wir ab auf Vorwindkurs und erreichen mit Schmetterling zwischen 4 und 5 Knoten.


Der Campingplatz am Bakenberg kommt in Sicht. Mit diesem verbinden sich viele Kindheitserinnerungen. Wanderungen durch kornblumenumsäumte Kornfelder, Tage am Strand. Das andere Ufer mit Schweden und Dänemark war unendlich weit entfernt. Auch jetzt noch, 25 Jahre nach dem Ende der DDR, kommt es mir wie ein Wunder vor, das man hier so einfach rüber segeln kann. Abgesehen davon hätte ich auch vor 5 Jahren, bei unserem ersten Urlaub mit diesem Boot, nicht geglaubt, das ich damit jemals die Ostsee überqueren würde. Damals war schon die Umrundung von Kap Arkona für uns so etwas, wie für andere die Umrundung von Kap Horn.
Der Dornbusch mit dem Leuchtturm kommt in Sicht. Und nach einer kurzen Flaute legt der Wind noch mal richtig einen drauf: mit gut 6 Knoten laut GPS geht es auf die Ansteuerungstonne des Libbenfahrwassers zu. In den engen verwinkelten Fahrwassern auf dem Weg nach Vitte muss man meist irgendwo den Motor nehmen, weil kreuzen nicht möglich ist. Heute kann ich durchsegeln, erst im Fahrwasser nach Vitte, kurz vor dem Abzweig zum Hafen hole ich die Segel ein. Heute bekomme ich sogar noch einen richtigen Platz am Steg ganz vorne am Ufer, bisher lag ich hier immer irgendwo halb im Schilf. Auch an den anderen Stegen sind noch einige Plätze frei. Dank unserem Schnitt von 4 Knoten ist es aber auch erst 16:00 Uhr. Der Hafen wird mit Sicherheit noch voll.

Dienstag, 11.08.2015
Unser PortaPotti ist inzwischen ziemlich voll und, wie es scheint, nicht ganz dicht gewesen – naja, führen wir das hier nicht weiter aus – deshalb ist heute Waschtag. Zwei Waschmaschinen werden voll, mit Trockner kostet das 12 Euro.
Nach Strand sieht das Wetter heute nicht aus, deshalb machen wir am Nachmittag eine Wanderung. Zuerst nach Kloster, dann weiter zum Enddorn. Hier war ich noch nie.


Allzu lange bleiben können wir hier allerdings nicht wenn wir noch etwas Zeit auf dem Leuchtturm haben wollen, denn der macht schon 16:00 Uhr zu.


Zurück geht es unten am Weststrand. Anschließend gehen die Mädchen und ich noch mal baden, um in diesem Urlaub wenigstens einmal in der Ostsee gebadet zu haben. Bisher war das Wetter halt so, dass man baden zwar gekonnt hätte, aber auch nicht unbedingt musste. Und da sind wir lieber gesegelt.

Mittwoch, 12.08.2015
Nach PortaPotti leeren, was mich nochmal 4 Euro kostet, Brötchenkauf und Frühstück, geht es heute erst gegen 11:00 Uhr los. Die letzte Etappe, heute zur Marina Neuhof. Der Wind kommt mit 3 bis 4 aus Nord, es wird, wie schon häufiger in diesem Urlaub, ein einziger Rutsch vor dem Wind. Meist fahren wir Schmetterling, für das Groß setzen wir heute einen Bullenstander. Es ist viel Verkehr. In diese Richtung sind wir hier noch nie gefahren, aber schon dreimal anders rum.
Anna macht mich auf eine Yacht in der Nähe der Insel Heuwiese aufmerksam, die starke Schräglage hat. Manchmal ist so was ein Hinweis auf eine Windböe, aber diese Yacht ist auf Grund gelaufen. Über Funk hören wir, dass sie auf einem Stein sitzt. Die Frage von Bremen Rescue, ob Personen im Wasser sind wird mit „ja“ beantwortet. Allerdings sind es keine über Bord gefallenen Personen, sondern nur ein Crewmitglied, das außerbords die Lage sondiert hat und gerade an Bord zurück klettert.
Während ich noch darüber nachdenke, ob es Sinn macht Hilfe anzubieten, mit 2,5 PS kann es aber kaum Schlepphilfe sein, sondern eher das Ausbringen eines Warpankers oder ähnliches, kommt die Yacht frei und schwimmt erst mal wieder aufrecht. Und kurze Zeit später meldet sie über Funk, dass sie aus eigener Kraft den nächsten Hafen anläuft.
Der Rügendamm kommt in Sicht. Für die mittägliche Öffnung der Ziegelgrabenbrücke ist es zu spät, bis zur abendlichen dauert es noch über zwei Stunden. Aber die Brücke nördlich von Dänholm ist laut Karte 8 Meter hoch. Unser Boot ebenfalls, nachgemessen hab ich das allerdings noch nicht. Man kann es ja mal versuchen.
Die Segel haben wir eingeholt, mit Schleichfahrt nähern wir uns unter Motor der Brücke. Wie immer sieht es von unten so aus, als würde man die Brücke mit dem Mast rammen, aber unter der ersten, der neuen nordwestlichen passen wir schon mal durch. Jedoch die Freude währt nicht lange, der Verklicker streift den ersten Stahlträger der nächsten Brücke. Auch die Schräglage, die wir sofort einnehmen kann ihn nicht retten, der zweite Stahlträger ist offensichtlich noch ein paar Zentimeter tiefer, nach der Passage ist er waagerecht abgeknickt. Nun ja, immerhin war es einen Versuch wert. Und anders hätten wir wohl nie erfahren, ob wir drunter durch passen oder nicht. Einen Brückenpegel kann ich nicht entdecken, sonst hätte man das nächste Mal schauen können, ob der Wasserstand etwas niedriger ist, 20 cm könnten reichen.
Der Verklicker hat sich während der Fahrt seltsamer Weise von allein wieder aufgerichtet, und zeigt uns auch auf den letzten Meilen der Fahrt, wie Anna meint „mit letzter Kraft“, treu den Wind an. 16:45 Uhr laufen wir in die Marina Neuhof ein. Es ist ziemlich voll. Nur ganz rechts sind noch ein paar riesige Boxen frei, das erste Mal in diesem Urlaub müssen wir die Heckleinen verlängern.
Während der Reis für das Abendessen kocht, überschlage ich die Fahrstrecke dieses Urlaubs. Über 300 Seemeilen sind wir gefahren. Der Segelanteil war diesen Urlaub hoch, mehr als zwei Drittel. Gerade mal 20 Liter Benzin haben wir verbraucht. Wir hatten aber auch fast immer günstigen Wind. Mir wird bewusst, dass wir den gesamten Urlaub keinen einzigen Kreuzschlag gemacht haben, zumindest ein Anlieger war es immer.
Durch die dänische Südsee sind wir am Anfang des Urlaubs ziemlich schnell durch gehetzt. Aber bei Starkwind und Nieselregen ist es halt nicht jedermanns Sache, über Inselstrände zu spazieren. Meine nicht und die der Kinder erst recht nicht. Auch wenn wir zusammen mit dem letztjährigen Urlaub die westliche Ostsee ziemlich genau einmal umrundet haben, bleibt also noch genug für künftige Fahrten. Zumal wir immer noch einige Ecken gar nicht kennen: Klintholm, den Guldburgsund...

Donnerstag, 13.08.2015
Wieder einmal stehe ich 6:00 auf. Diesmal nicht, um zeitig los zu fahren, sondern um los zu laufen. 3 km sind es bis Brandshagen, dem Startpunkt meiner Bus- und Zugverbindung nach Arnis. 7 mal Umsteigen, teilweise sind nur wenige Minuten Zeit dafür. Hoffentlich geht das gut.
Die Bushaltestelle ist schnell gefunden, aber schon hier wartet die erste Enttäuschung auf mich: Der Bus, den mir der Computer der Bahnauskunft herausgesucht hat, fährt nur während der Schulzeit, nicht in den Ferien. Dabei hatte ich als Reisetag das heutige Datum angegeben. Die Telefonauskunft des Verkehrsbetriebes ist zwar nett, aber sie kann mir auch nur bestätigen: der nächste Bus heute fährt erst in drei Stunden. Da ist der Zug längst weg.
Allerdings, stelle ich fest, gibt es doch noch eine Möglichkeit, den Zug zu erreichen. Keine sehr schöne allerdings: laufen! An der Straße vorhin habe ich einen Fahrradwegweiser gesehen, Stralsund 9,5 km. Dafür brauche ich 2 Stunden. Da ich in Stralsund einen längeren Aufenthalt gehabt hätte, fährt der Zug erst in 2 Stunden und 15 Minuten.
Also laufe ich los. Dann fällt mir ein, ich könnte es ja mal mit trampen versuche. Das habe ich ewig nicht mehr gemacht. Ich habe Glück, gleich das erste „Auto“ hält an: Ein Rentner in einem 25 km/h-Mobil. Aber was soll’s, besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Der Mann fährt nur bis zum Baumarkt am Stadtrand, aber von hier bringt mich ein Innenstadtbus in wenigen Minuten bis zum Bahnhof. Jetzt habe ich hier jede Menge Zeit und billiger war es sicher auch.
Auf dem Bahnhof gehe ich als erstes ins Reisezentrum. In einem NUTELLA-Deckel war so ein Faltblatt, angeblich bekomme ich dafür hier kostenlos eine Bahncard 25 für einen Monat. Damit könnte ich den Normalfahrpreis von über 50 Euro etwas senken. Das ist nicht nötig. Da ich nur mit Nahverkehrszügen fahre, kann ich ein Schleswig-Holstein-Ticket nehmen, das kostet nur 28 Euro und gilt auch in Mecklenburg-Vorpommern. Das soll nun einer wissen. Der Bahncomputer hat es jedenfalls nicht gewusst, und wäre ich wegen dem NUTELLA-Dingens nicht ins Reisezentrum gegangen, sondern hätte die Fahrkarte am Automaten gekauft, hätte ich zu viel bezahlt. So hatte dieses NUTELLA-Teil doch noch einen Nutzen, sogar einen größeren, als eigentlich gedacht.
Anschließend trinke ich noch einen Kaffee und kaufe in der Bahnhofsbuchhandlung zwei Zeitschriften als Zuglektüre. Wie ich später in den Zügen feststellen kann, ersetzt allerding der moderne Mensch heute sowas durch sein Smartphone.
Die weitere Fahrt verläuft unspektakulär, nur durch dezent eingestreute kleine Verspätungen sorgt die Bahn für etwas Spannung. Aber der letzte Zug von Kiel nach Süderbrarup bleibt auf irgendeinem Kleckerbahnhof für längere Zeit stehen. Fast wie eine Erfolgsmeldung verkündet der Lautsprecher, das der Zug wegen eines durch einen vorausfahrenden Zug besetzen Gleises warten muss, die Fahrt aber bald weitergeht.
Aber zu spät. Als der Zug über die Schleibrücke fährt, zeigt meine Uhr 15:37 Uhr. Der Bus in Süderbrarup ist 15:35 Uhr abgefahren.
11 oder 12 km sind es von Süderbrarup nach Arnis. So jedenfalls meine Schätzung, denn der Wegweiser verrät nur die Entfernung nach Kappeln. Zu Fuß zweieinhalb Stunden. In eineinhalb Stunden fährt ein Bus, den könnte ich nehmen, auch wenn ich die letzten 3 oder 4 km laufen müsste, weil er nicht nach Arnis sondern nach Kappeln fährt. Aber vorher versuche ich es noch mit Trampen, das hat ja heute früh so gut geklappt. Den Bus kann ich immer noch nehmen, der fährt die gleiche Strecke, ich muss nur rechtzeitig an einer Haltestelle stehen bleiben.
Kein Auto hält. Einige hupen nur, was hat ein Fußgänger hier am Straßenrand zu suchen. Naja, vielleicht ist hier trampen unbekannt, zumindest bei den jüngeren Leuten, ich habe schon jahrelang keinen Tramper mehr gesehen. Viele wissen vielleicht gar nicht mehr, was es bedeutet, wenn einer am Straßenrand den Arm raus hält. Heutzutage gibt es Mitfahrzentralen. Vielen ist es wahrscheinlich viel zu unsicher, einfach zu probieren ob man mitgenommen wird, alles muss durchgeplant sein.
Es sei denn, man hat den Bus verpasst...
Ein Mann, etwa so alt wie ich, erbarmt sich schließlich meiner und fährt mich sogar noch bis zum Hafen von Arnis, obwohl er eigentlich auch nach Kappeln will.
Etwa 17:30 Uhr sitze ich endlich im Auto. Bei Eckernförde stehe ich noch mal eine Stunde im Stau. An einer Baustellenampel ist das grüne Licht ausgefallen. Nach Rot geht die Ampel aus. Viele begreifen nicht, das sie jetzt fahren können, sondern bleiben einfach stehen.
Hinter Kiel ist es auch noch mal zähfließend. Den Rest der Strecke geht es. Aber wegen des Trailers kann ich nur 80 km/h fahren, da ist nicht mehr viel raus zu holen. Erst gegen 22:00 Uhr bin ich zurück in der Marina Neuhof, das Pizzaessen in Stralsund zum Urlaubsabschluß muss leider ausfallen.

Freitag, 14.08.2015
Wir räumen das Boot aus und slippen. Wie immer sind wir etwas traurig, wenn der Urlaub zu Ende ist. Auch wenn manche das gar nicht verstehen können. Ein Vater mit 3 Kindern, die mit 19, 16 und 14 Jahren eigentlich schon gar keine Kinder mehr sind, in einer FAM, gerade mal 5,4 Meter lang. Dazu noch ein Hund. Naja, Ansgar freut sich auch wieder auf den Computer zu Hause. Und auf seine Freunde, mit denen er noch seinen Geburtstag, der kurz vor dem Urlaub war, nachfeiern will. Aber wir freuen uns auch schon wieder auf die nächste Fahrt. So Gott will, nächstes Jahr.

Boot

Typ: FAM
Länge über Alles: 5,40 m
Breite über Alles: 2,05 m
Tiefgang ohne/mit Schwert: 0,3/1,1 m

Segelfläche:

Großsegel: 10,7 Quadratmeter
Fock: 4,5 Quadratmeter
Genua: 8,3 Quadratmeter

Verdrängung:
Boot: 435 kg
4 Personen, 1 Hund: 240 kg
Gepäck: etwa 120 kg
Gesamt: etwa 795 kg

Motor: Außenbord, 2,5 PS, Viertakt, 1 Liter Einbautank

Elektrik:

Batterie: 12V, 9Ah
Solarpanel: 20W, Fläche 40 cm * 40 cm
BSH-Beleuchtung (Zweifarblaterne, Hecklicht, Toplicht)
4W Leuchtstoffröhre zur Kajütbeleuchtung
für diverse Ladegeräte (Handy, Kamera, Laptop) ein selbst gebauter Rechteck-Wechselrichter

Törndaten

Gesamtstrecke: 334 Seemeilen
gesegelte Strecke: 227 Seemeilen
Strecke unter Motor: 107 Seemeilen
Benzinverbrauch: 20 Liter