Bodden, Bodden und Bodden


Wie immer standen wir auch dieses Jahr wieder vor der Frage, wohin unser diesjähriger Sommertörn führen soll. Da der Wetterbericht zumindest für die nächsten Tage relativ viel Wind versprach, entschieden wir uns für Rügen. Hier gibt es viele geschützte Gewässer, in denen wir auch noch bei viel Wind sicher unterwegs sein können.
Wir, das sind in diesem Jahr wieder 4: Meine 3 „Kinder“ und ich. Kinder in Anführungszeichen weil sie inzwischen 22, 19 und 16 Jahre alt sind. Außerdem kommt Dina, unsere Golden Retriever Hündin wieder mit, sie passt mit fast 13 Jahren gut in die obige Reihe. Aber für einen Hund ist sie mit diesem Alter erst recht kein Kind mehr, sondern eher eine ältere Dame.
Als Startpunkt entscheiden wir uns für Lauterbach. Das liegt verkehrstechnisch günstig, falls wir unsere Tour nicht am Ausgangspunkt beenden und deshalb mit dem ÖPNV zurück reisen müssen. Außerdem ist bis 20 Uhr ein Hafenmeister zum Aufschließen der Sliprampe anwesend.

Sonnabend, 30.06.2018
Gerade letzteres erweist sich als wesentlicher Vorteil: Wegen eines 2-stündigen Megastaus auf dem Berliner Ring, den wir zwar umfahren, aber wegen des notwendigen Umwegs über Brandenburg keinen wesentlichen Zeitvorteil erlangen, ist es schon 19:30 Uhr, als wir in Lauterbach ankommen.
Slipen, Mast stellen, Einräumen und Essen dauert seine Zeit und so ist es fast Mitternacht, als wir endlich in die Kojen kriechen.

Sonntag, 01.07.2018
Bombenwetter: Strahlender Sonnenschein und Wind mit Stärke 4 aus Nordost. Trotz dem ist es schon 11:15 Uhr als wir loskommen, denn wir müssen noch die Segel angeschlagen und einige andere Kleinigkeiten erledigen, zu denen wir gestern Abend nicht mehr gekommen sind. Gleich hinter der Hafenausfahrt machen wir den Motor aus, das zweifach gereffte Groß bringt das Boot auf 4 Knoten. Der Weg westlich um die Insel Vilm herum ist neu für mich, das letzte Mal fuhren wir von hier aus nach Kröslin. Aber die Navigation ist einfach. Man muss sich nur nach den reichlich vorhandenen Tonnen richten. Es ist ein herrlich entspanntes Segeln mit raumen Wind. Schnell ist der Strelasund erreicht. Die Wellen, die schon bisher nicht störend waren, weil sie langsam von hinten anrollten, werden noch weniger.


Einige Seemeilen hinter den Stahlbroder Fähren, kurz nach dem Unterqueren der Hochspannungsleitung, biegen wir nach rechts ab. Links, in der Marina Neuhof, waren wir schon ein paarmal, heute wollen wir uns den Hafen Gustow ansehen. Ein schöner ruhiger Hafen mit ausreichend freien Plätzen. Ein kleiner Badestrand ist in der Nähe, an dem ich noch mal baden gehe, während auf dem Kocher die Kartoffeln fürs Abendessen kochen.

Montag, 02.07.2018
Dank Brötchenservice kommen wir heute schon kurz nach 10 Uhr los. Da uns der Wind entgegen kommt, unter Motor. Heute wollen wir nur bis Stralsund. Das sind 6 Seemeilen. Aber nach meinen bisherigen Erfahrungen sollte man zeitig ankommen, um einen der wenigen freien Liegeplätze zu ergattern. Der Vorteil des aufholbaren Schwertes bringt hier nichts, da es nur Liegeplätze mit ausreichendem Tiefgang gibt.
Nach nicht ganz einer Stunde kommt die Ziegelgrabenbrücke in Sicht. Bis zur nächsten Öffnung ist noch über eine Stunde Zeit. Wir wollen mit gelegtem Mast hindurch. Schon von weitem sind die beiden roten Lichter zu erkennen. Plötzlich kommen mir Bedenken: Darf ich da jetzt überhaupt durch, oder muss ich den Umweg um Dänholm fahren? Am besten frage ich vorsichtshalber mal nach. „Strahlsund Traffic, hier Sägefisch…“ beginnt mein Funkspruch und „Fischgräte, oder wie war der Name?“ so beginnt nach kurzer Zeit die Antwort. Ausgerechnet „Fischgräte“, aber wir nehmen es mit Humor. Wir sollen auf Standby bleiben, der Mann am Funk muss sich auch erst mal erkundigen. Ich schaue noch mal mit dem Fernglas nach den Lichtern und erkenne nun auch das dritte, weiße Licht. Ich darf also fahren, so kommt auch kurz darauf über Funk die Antwort. Hätte ich nur gleich mit dem Fernglas nachgesehen. Das hätte mir die „Fischgräte“ erspart, aber wir wären auch um eine lustige Anekdote ärmer.
Gleich hinter der Brücke stellen wir den Mast wieder. Die Hoffnung, dass nun wegen der bald folgenden Brückenöffnung einige Boote den Hafen verlassen, erfüllt sich nicht, aber wir finden auch so noch einen Platz.
Nach dem Bezahlen der Liegegebühr gehen wir in die Stadt, Eis essen. Danach ziehe ich noch mal mit einem Kanister los zur Wassertankstelle. Man kommt auch von Land aus ran, aber nicht einfach so, man muss an einer Pforte klingeln und wird dann eingelassen.
Anschließend gehen wir noch Pizza essen. In die Pizzeria gleich am Hafen, in der ich vor 8 Jahren, bei der Fußball WM 2010, aus Versehen beim Torjubel ein Colaglas von Tisch geschmissen hab. Diesmal besteht keine Gefahr, Deutschland ist schon in den Vorrunden ausgeschieden.

Dienstag, 03.07.2018
Wind aus Nordwest bis West mit reichlich Stärke 4 und es steht eine steile Hackwelle auf dem Bodden. Heute soll es nach Zingst gehen. Unter Motor schieben wir uns aus dem Hafen. Segeln und Kreuzen sparen wir uns, es ist auch so schwer genug, einen Winkel zu finden, bei dem das Boot sich nicht in den Wellen feststampft.


In der Fahrrinne hinter Barhöft wird es ruhiger. Aber, wie ich nach eine Weile feststelle, auch langsamer. Das GPS zeigt gerademal noch knapp über 3 Knoten. Ist was mit dem Motor? Oder habe ich mit dem Schwert Seegras eingefangen? Nein, es ist nichts von alledem: Es ist Strom, aus den vor uns liegenden Bodden raus. Mit reichlich einem Knoten schätze ich. Das reicht nicht aus, um an den Tonnen eine sichtbare Bugwelle zu erzeugen, deshalb fällt es nicht sofort auf. Aber hinter den Tonnen ist, wenn man genau hinschaut, eine deutliche Wirbelschleppe zu sehen.
Auf dem Grabow können wir eine Meile segeln, aber dann geht es wieder gegen an. Das Fahrwasser schlängelt sich durch die Bodden und man tut gut daran, sich genau nach den Tonnen zu richten, manchmal kann man schon in kurzer Entfernung die Möwen im Wasser stehen sehen. Nach 7 Stunden Motorfahrt legen wir schließlich im Wasserwanderrastplatz Zingst an.
Wir gehen noch mal in den Ort, bis auf die andere Seite, ans Meer. Es sind viele Menschen im Ort und auf der Seebrücke, fast Volksfeststimmung, und ich werde misstrauisch von ein paar Security-Leuten beäugt, weil ich zwei Benzinkanister bei mir trage, weil ich nachher noch zur Tankstelle will. Die Tankstelle an der Straße in Richtung Barth hat schon geschlossen, aber es gibt eine Selbstbedienungstanksäule an der man mit Karte bezahlen kann. Fast 10 Liter habe ich heute für 23 Seemeilen verfahren, aber immerhin gegen Wind und Strom.

Mittwoch, 04.07.2018
Die Sonne scheint, der Wind ist nicht mehr ganz so stark wie gestern, eine gute Gelegenheit für einen Strandtag, das kam bei den vergangenen Urlauben immer zu kurz. Auf dem Weg zum Strand kaufe ich mir noch ein Paar Badeshorts. Die Kinder halten meine alte, ich behaupte klassische, Badehose für nicht mehr zeitgemäß.
Der Weg zum Strand ist weit, besonders weil wir zum Hundestrand müssen und der ist weit westlich, selbst vom äußersten Ende des Ortes noch einige 100 Meter entfernt. Und wir haben einiges zu schleppen: Badesachen, Handtücher, Kekse, Getränke, Wasser und Trinknapf für den Hund und, nicht zu vergessen, die Strandmuschel. Ohne sie halte ich es in der prallen Sonne nicht lange aus. Der Hund wird von Ansgar zwecks Abkühlung mit Sand bedeckt. Einige Stunden verbringen wir am Strand, baden tue ich nur kurz, weil das Wasser furchtbar kalt ist, die Mädels halten es wie immer länger im Wasser aus.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch einige Lebensmittel, dann geht es zurück zum Boot. Ich koche Abendessen und beobachte dabei den Schiffsverkehr. Ziemlich große Schiffe verirren sich bis hier her, wie zum Beispiel die SAXONIA, ein 80 Meter langes Flusskreuzfahrtschiff. Bestimmt nicht ganz einfach, so ein Teil durch die engen Fahrwasser bis hier her zu lenken.

Donnerstag, 05.07.2018
Heute soll es zurück gehen, zumindest erst mal bis Barhöft. Es ist immer noch viel Wind, aber aus der richtigen Richtung, aus West. Das zweite Reff, das vom Sonntag noch immer eingebunden ist, lassen wir gleich drin. Auf dem Grabow sind wieder reichlich Wellen, aber da sie von hinten kommen, gibt es kein Gestampfe wie auf der Hinfahrt. Im Gegenteil, es ist ein schönes, ruhiges, entspanntes Segeln, richtig schade, dass Barhöft so schnell erreicht ist.
Auf Anweisung des Hafenmeisters legen wir uns ganz innen längsseits an einen Steg. Da es kein Schwimmsteg ist, ist er sehr hoch und deshalb ist es für Dina ziemlich mühsam an Land zu kommen. Nach uns füllt sich der Hafen ziemlich schnell, so dass wir froh sind, rechtzeitig angekommen zu sein. Die Lage dürfte sich in nächster Zeit entspannen, im Westteil des Hafens entstehen an 3 neuen Stegen Liegeplätze für fast 100 Boote.
Später laufen wir noch mal zum Aussichtsturm. Zum Glück habe ich noch 4 Eineuromünzen für das Drehkreuz. Nach Westen ist die Aussicht durch einen Höhenzug nicht so gut, aber nach Norden und Osten hat man einen guten Blick auf die Insel Bock, den Gellen und die vielen Flachs östlich des Gellen. Viele Stellen sind trocken gefallen, ein Zeichen für den derzeitig niedrigen Wasserstand.

Freitag, 06.07.2018
Da wir inzwischen beschlossen haben, am Sonnabend die Störtebeckerfestspiele zu besuchen, soll es heute weiter gehen nach Vitte. Leider nicht außen rum, wie ich insgeheim gehofft hatte, denn der Wind ist noch stärker als gestern. Das 2. Reff bleibt weiterhin drin, mit dem Wind geht es erst einmal einige Seemeilen noch Osten. Nur das allerletzte Stück kann man zum Fahrwasser nach Hiddensee abkürzen, davor ist es wegen der Flachs nicht möglich und wegen des Nationalparks auch verboten. Der Wind hat eine stärkere Nordkomponente. Mit Fock und gerefftem Groß können wir die Höhe gerade so halten, aber als der Wind bis auf 6 auffrischt rollen wir die Fock ein und nehmen den Motor hinzu. Selbst wenn er nur mit wenig mehr als Standgas läuft, ist die Höhe nun kein Problem mehr und wir können am äußersten rechten Rand des Fahrwassers fahren, was angesichts des reichlichen Verkehrs auch empfehlenswert ist. Neben vielen Fähr- und Ausflugsschiffen kommt uns später auch die SAXONIA entgegen.
Es ist erstaunlich, was sich auf der kurzen Strecke von Hiddensee bis zur Fahrrinne für eine Welle aufbaut. Wir können es nicht vermeiden, dass doch hin und wieder mal eine ist Boot reinschwappt und wir werden ziemlich nass.
Kurz vor dem Abzweig nach Vitte holen wir das Groß ein, dass es bisher den Großteil zum Vorankommen beigetragen hat merken wir, als das Boot nur noch mit Motor mit der gleichen Gasstellung fast stehen bleibt.
Wie immer ist es in Vitte sehr voll, daran hat auch die Hafenerweiterung in Kloster nichts geändert. Aber am innersten Steg, der mit einer Seite an Land liegt, ist es für die meisten zu flach, hier sind noch ausreichend Plätze frei. Allerdings gibt es hier nur für jeden 2. Platz einen Pfahl und manche legen ihre Heckleinen so dämlich, dass sie den Platz neben sich gleich mit versperren, so dass später einige Boote trotz freier Plätze umdrehen müssen und wieder von dannen ziehen.
Wir gehen erst mal zum EDEKA einkaufen und Eis essen. Die Mädels gehen noch mal baden, mir ist schon von dem Wind kalt genug.

Sonnabend, 07.07.2018
Ziel für heute ist Ralswiek. Der Wind ist etwas schwächer als gestern und er kommt immer noch aus West, für uns also ideal. Noch im Fahrwasser von Vitte setzen wir das Großsegel, heute nur noch im 1. Reff. Später nehmen wir noch die ausgebaumte Fock hinzu. Im Gegensatz zu gestern ist das Segeln heute richtig angenehm. Bald ist Breege erreicht, hier waren wir schon mal, 8 Jahre ist das her. Nach dem Abzweig nach Breege ist es nicht mehr weit, bis das Fahrwasser rechtwinklig abbiegt in den Großen Jasmunder Bodden. Ab hier ist es Neuland für uns. Nach einigen Tonnenpaaren hört die Fahrwassermarkierung plötzlich auf. Erst wundere ich mich, aber ein Blick in die Karte bestätigt es. Ab hier gibt es nur noch zwei Ansteuerungstonnen in größerem Abstand, weil der Bodden überall ausreichend tief ist. Trotz Anpeilen mit dem Kompass und Fernglas sind die Tonnen schwierig zu finden, weil sie sich mit ihrer Schattenseite kaum vor dem Landhintergrund abheben.
Der Wind hat wieder aufgefrischt und nach dem eine Bö das Boot mal gar zu sehr auf die Seite gedrückt hat, binden wir wieder das 2. Reff ein. Von der zweiten Tonne an muss man nur noch 180 Grad steuern und bald sind die Kulissen der Festspielbühne zu sehen. Das letzte Stück ist dann wieder mit Tonnen markiert.
Im Revierführer wurde gewarnt, dass der Hafen voll sein kann, aber wir finden eine freie Box, sogar eine in einer für uns passenden Größe. Sonst sind die Boxen immer viel zu lang für uns, hier muss ich sogar eine Spring einbinden, um nicht mit der Zweifarbenlampe am Steg an zu stoßen.
Beim Hafenmeister bekommen wir den Schlüssel zu den Sanitärräumen, sogar ohne Pfand, damit wir morgen mit der Abgabe des Schlüssels nicht an seine Anwesenheit von 9 bis 10 Uhr gebunden sind, aber dafür dann bei jeder Begegnung mit ihm die Ermahnung, den Schlüssel auch wirklich in den Briefkasten zu werfen.
Wir gehen Eis essen und kaufen schon mal die Karten für die Vorstellung heute Abend. Eine Weile verbringen wir auf der Wiese am Hafen, dann gehen wir zurück aufs Boot und kochen Abendessen.
Nach dem Essen ist es dann schon halb acht, Zeit sich zu den Festspielen zu begeben. Die Zuschauerplätze sind zu rund 2/3 gefüllt, trotz dem entstehen beim Einlass kaum Wartezeiten.
Für den Fall, dass der Hund unruhig werden sollte, haben wir Plätze ganz am Rand gewählt, was dann unerwarteter Weise ganz andere taktische Vorteile hat: Als in der Mitte der Vorstellung die halbstündige Pause beginnt, sind meine Mädels die ersten an der Toilette bevor sich eine riesige Schlange bildet.
Die Show selbst ist sehr schön, mit einem großen Aufwand an Darstellern, Kulissen und Pyrotechnik und auch das Feuerwerk am Schluss ist wirklich sehenswert.

Sonntag, 08.07.2018
Heute geht es zurück nach Hiddensee. Wir versäumen nicht, den Sanitärraumschlüssel in den Briefkasten zu werfen, gegen 11 Uhr geht es los. Die ersten Meilen mit Motor, später, als ich schätze, dass der direkte Kurs zur Tonnenreihe ein Anlieger werden könnte, unter Segel. Der Wind kommt aus Nordost und ist nicht besonders stark, deshalb mit Fock und mit in diesem Urlaub erstmals ungerefftem Großsegel. Später lässt der Wind noch mehr nach, wir baden und lassen uns am Festmacher hinter dem Boot her ziehen.
Irgendwann ist der Wind ganz weg, wir starten den Motor. Die Kinder sind zufrieden, das Vordeck ist nun wieder frei für ein Sonnenbad, bisher lag es im Schatten der Fock. Und seit der Motor eine Lichtspule hat, hat die Motorfahrt auch den Vorteil, dass man Smartphones laden kann, ohne den Akku leer zu saugen.
16:30 Uhr legen wir in Vitte an, nur wenige Plätze entfernt von dem Platz wo wir vorgestern lagen.

Montag, 09.07.2018
Der Wind heult hohl und schaurig durch den Mastenwald, Weiterfahren wäre eine sehr nasse Angelegenheit. Und Hiddensee ist ja auch nicht der schlechteste Ort um eingeweht zu sein.
Deshalb ist heute mal Landgang angesagt. Über Kloster geht es auf den Dornbusch zum Leuchtturm. Wir haben Glück. Obwohl die Aussichtsplattform nur bis Windstärke 6 geöffnet ist und die Anzeige über dem Eintrittskartenschalter Windstärke 7 anzeigt, ist noch geöffnet. Der Ausblick von hier oben ist wie immer schön, aber der Wind ist wirklich heftig.


Zurück geht es am Klausner vorbei, mit Rücksicht auf Dina diesmal nicht die Treppe runter zum Strand, sondern oben entlang, den Hochuferweg. Sehr schön ist hier das terrassenartige Abrutschen des Steilufers zu sehen.


Und trotz mehrmaligem Rechtsabbiegen laufen wir nicht im Kreis, wie meine Kinder befürchten, sondern wir kommen tatsächlich nach einiger Zeit wieder in Kloster an.

Dienstag, 10.07.2018
Eigentlich hatte ich ja auf Rund Rügen gehofft, aber der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Das noch letzte Woche vorhergesagte Fenster von ein paar ruhigeren Tagen hat sich immer weiter nach hinten verschoben und nun endlich ganz in Luft aufgelöst. Stattdessen starker Wind aus Südost und ab heute Mittag ist für die nächsten 2 Tage sogar Regen angekündigt.
Deshalb geht es heute nach Stralsund, dort lässt sich ein Regentag noch am ehesten sinnvoll nutzen. Die meiste Zeit fahren wir mit dem Motor, nur als das Fahrwasser mal etwas nach Südwesten abbiegt können wir etwas segeln. Obwohl wir prophylaktisch schon mal die Regenjacken anhaben, ist es ziemlich kalt und kurz vor Stralsund beginnt es auch wie angekündigt zu regnen.
Schon 13:30 Uhr sind wir in Stralsund und finden, da wir so zeitig dran sind, einen freien Platz. Eigentlich sind jede Menge Plätze frei, aber sie sind alle rot gekennzeichnet. Die meisten davon sind allerdings auch am nächsten Morgen noch frei.

Mittwoch, 11.07.2018
Es regnet und wir schlafen ziemlich lange. Irgendwann stehe ich doch auf und kaufe Brötchen. Das Frühstück müssen wir zum ersten Mal in diesem Urlaub in der Kajüte essen.
Anschließend machen wir einen Spaziergang durch die Stadt. Am Ozeaneum ist eine extrem lange Schlange. Das wollen wir uns nicht antun, und beschließen, es vielleicht später noch einmal zu versuchen. Wir laufen weiter und kommen am Meeresmuseum vorbei. Hier ist es nicht so voll. Der Eintritt ist mit 10 Euro pro Person nicht gerade billig, aber es lohnt sich. Das letzte Mal war ich vor über 40 Jahren, als Kind, drin. An einige Exponate kann ich mich sogar noch erinnern, zum Beispiel an das Fischerboot. Aber ob es die vielen Aquarien damals schon gab, weiß ich nicht mehr, die sind jedenfalls sehr sehenswert. Außerdem gibt es viele Informationen zum Fischfang, auch speziell zur DDR Fischereiflotte.
Museumsbesuche strengen an, als wir nach über 2 Stunden wieder ins Freie treten, sind wir k.o., so dass wir heute noch mal das Abendessen kochen einsparen und Pizza essen gehen.

Donnerstag, 12.07.2018
Zwei Tage haben wir noch, dann ist der Urlaub zu Ende. Zwei Wochen sind eigentlich zu kurz, aber die Mädels haben beide nicht mehr Urlaub. Wir planen, heute einen Abstecher nach Greifswald oder Kröslin zu machen, dafür ist der Wind günstig. Unter der Ziegelgrabenbrücke durch geht es wieder mit gelegtem Mast. Danach geht es mit Segeln weiter, der Wind kommt aus Nord bis Nordost. Es ist ein schönes entspanntes Segeln.


Es ist nachmittags 15 Uhr, als wir beim Tonnenpaar 3/4 am Ausgang des Strelasund ankommen. Für Kröslin zu spät, also nach Greifswald. Die Ansteuertonnen Koos und Greifswald sind wieder schwierig auszumachen, aber das ist kein Problem, die Richtung kann man der Karte entnehmen und wenn man dann näher kommt sieht man die Tonnen dann doch. 17 Uhr ist es, als wir an der Ryck-Mündung ankommen. Schon von weitem ist ein Riesenrad zu sehen, es laufen Vorbereitungen für irgendein Volksfest. Einige Boote drehen seltsamer weise hier um und fahren zurück, für die Liegeplatzsuche bedeutet das normalerweise nichts Gutes. Aber es sind noch mehrere Boxen frei, kein Problem. Schwieriger ist es, jemand zu finden, bei dem man das Liegegeld bezahlen kann und – für uns wichtiger – man den Zugang zu irgendwelchen Sanitärräumen bekommt. Der Hafenmeister im Hafenamt kommt erst morgen wieder, erfahren wir und werden an das Brückenpersonal verwiesen. Das Brückenpersonal meint, irgendwelche Vereine kämen kassieren, weiß aber auch nichts Genaues.
Irgendwie ist mir das alles zu unsicher. Das PortaPotti ist ziemlich voll, Leeren ist in deutschen Häfen ja immer ein Problem. Eine vorhandene öffentliche Toilette muss mit 50 Cent-Münzen bezahlt werden, da hab ich gerade mal noch eine. Die Brücke öffnet in 5 Minuten, wir fahren weiter bis Greifswald.
Hinter der Brücke laufen noch links und rechts des Flusses Volksfestvorbereitungen, aber dann wird es ruhiger, richtig idyllisch schlängelt sich der Fluss durch die Wiesen.
Der Liegeplatz im Yachtzentrum hat zwar nicht das maritime Ambiente, wie der in Wiek, ist aber auch nicht schlecht und vor allem ruhiger.

Freitag, 13.07.2018
Dank Brötchenservice brauche ich nicht erst einkaufen gehen, wir kommen für unsere Verhältnisse zeitig, 10:20 Uhr, weg. Müssen wir auch, denn 11 Uhr öffnet die Brücke. Mit uns sind viele andere Yachten in Richtung Brücke unterwegs. Vor der Brücke legen wir noch mal kurz an der Spundwand an und können beobachten, wie die Brücke tatsächlich noch von Hand hochgekurbelt wird.
Nach der Ryckmündung geht es erst mal ziemlich genau gegen den Wind, der mit Stärke 4 aus Nord kommt, aber nach einer Seemeile biegt das Fahrwasser um etwa 30 Grad nach steuerbord ab. Wir setzen die Segel. Die Fock und das Groß im ersten Reff. Ganz wird der Kurs des Fahrwassers nicht zu halten sein, denke ich. Das ist nicht schlimm, denn hier ist es auch außerhalb tief genug. Aber es geht besser als ich dachte. Der Wind hat wohl etwas auf West gedreht, wir können einen Kurs um die 30 Grad halten, mal etwas mehr, mal etwas weniger.
Nach der Ansteuertonne Greifswald fahren wir einfach weiter geradeaus, und können nach einer Weile sogar das Reff rauslassen. Wir dürfen nur dem Stubber, einer Untiefe, die sich mitten auf dem Greifswalder Bodden befindet, nicht zu nahe kommen. Aber noch ist der meilenweit entfernt.
Irgendwann, nachdem wir das Fahrwasser vom Strelasund zum Ausgang des Greifswalder bodden überquert haben, fahren wir einen großen Holeschlag, 3 Seemeilen, fast eine Stunde, während der wir unserem Ziel nicht näherkommen. Der Wind hat zugenommen, wir binden wieder das 1. Reff ein. Der Wind hat aber auch noch etwas weiter auf West gedreht. Lauterbach könnten wir jetzt anliegen, aber weil die Insel Vilm nebst einigen Untiefen westlich von ihr einen direkten Kurs verhindern, müssen wir noch einen zweiten, kleineren Kreuzschlag fahren, der uns jetzt sogar wieder ein kleines Stück nach Süden, weg vom Ziel führt.
Lauterbach ist schon zu sehen. Wir segeln bis kurz vor die Hafeneinfahrt und legen schließlich nur 2 Boxen weiter von der Stelle, wo wir am 1. Tag unseres Urlaubs lagen, an.
Bevor ich Abendessen koche gehe ich noch mal vom Boot aus baden. Das Wasser ist hier warm, wie sonst den ganzen Urlaub nicht, ich bin nicht der einzige, der hier die Boxengassen auf und ab schwimmt.

Sonnabend, 14.07.2018
Ein letztes Frühstück auf dem Boot, der Urlaub ist nun leider zu Ende. Wir räumen das Boot komplett aus, die Sliprampe ist ziemlich steil. Ich fahre den Trailer nur so weit ins Wasser, dass die Vorderräder des Autos gerade so noch auf dem Beton stehen. Auf dem Holz der Rampe haben die Räder am Urlaubsanfang schon mit dem leeren Trailer durchgedreht, aber so geht es problemlos.
Ich denke, die Entscheidung nach Rügen zu fahren und auf den Bodden zu bleiben war richtig, es ist ein wunderschönes Segelrevier. Mal sehen, wohin es uns im nächsten Urlaub verschlägt.

Boot

Typ: FAM
Länge über Alles: 5,40 m
Breite über Alles: 2,05 m
Tiefgang ohne/mit Schwert: 0,3/1,1 m

Segelfläche:

Großsegel: 10,7 Quadratmeter
Fock: 4,5 Quadratmeter
Genua: 8,3 Quadratmeter

Verdrängung:
Boot: 435 kg
4 Personen, 1 Hund: 240 kg
Gepäck: etwa 120 kg
Gesamt: etwa 795 kg

Motor: Außenbord, 4 PS, Zweitakt, 2,8 Liter Einbautank

Elektrik:

Batterie: 12V, 9Ah
Ladung über Solarpanel: 20W, Fläche 40 cm * 40 cm und Lichtspule: 60W
BSH-Beleuchtung (Zweifarblaterne, Hecklicht, Toplicht)
4W Leuchtstoffröhre zur Kajütbeleuchtung
für diverse Ladegeräte (Handy, Kamera, Laptop, Funk) ein selbst gebauter Rechteck-Wechselrichter

Törndaten

Gesamtstrecke: 186 Seemeilen
gesegelte Strecke: 105 Seemeilen
Strecke unter Motor: 81 Seemeilen
Benzinverbrauch: 28 Liter